09.01. – 11.02.2004: Staying with Friends in Bolivia (Torsten)
übersetzt von Renate Adam

Erneut reisen wir nach Bolivien ein. Die erste "Herausforderung" erwartet uns gleich an der Grenze: Ausreiseformalitäten aus Argentinien sind im Grenzort Pocitos eine Quälerei, aber nur weil die argentinischen Beamten hier hochnäsig und korrupt sind. Bei schier unerträglicher Hitze brauchen wir über 2 Stunden, um das Papier der temporären, argentinischen Fahrerlaubnis abgeben zu dürfen (letztlich habe ich die "Jungs vom Zoll" sogar noch überlistet, weil sich nie jemand so richtig zuständig zeigte, und man von einem "Hansel" zum nächsten verwiesen wird, habe ich schließlich das (unglaublich) wichtige Dokument in meiner Hosentasche verschwinden lassen und bin gegangen!).
Zum Glück stellt die Einreise nach Bolivien (wiedereinmal) kein Problem dar und ist binnen ¼ Stunde erledigt. Die zweite "Herausforderung" meistern wir 13 km hinter Yacuiba, im Örtchen Campo Pajoso, wo wir an einem Militärposten stoppen müssen. Da wir u.a. wegen der ewig langen argentinischen Grenzformalitäten nun schon seit 9 Stunden unterwegs sind, bin ich von der erneuten Papierkram-Kontrolle wenig begeistert, und frage, ob das denn nun wirklich sein müsse. Daraufhin faucht mich der ältere Militärpolizist scharf an: "Jetzt kriegst du eine komplette Kontrolle, Papiere und Gepäck!" Ich entgegne ihm, daß wir doch nur unseren Freund Herbert hier in Campo Pajoso besuchen wollen – "Nada más" (sonst nichts).

Das einzige, was der Alte von meinen Worten aufgeschnappt hat, war der Name `Herbert´. "Wie?" brummelt er kleinlaut, "ihr wollt zu `Don Herbert´?" "Ja, wir sind Verwandte" übertreibe ich maßlos, um den unsicher gewordenen Mann noch unsicherer zu machen. "Warum sagt ihr das nicht gleich? Kennt ihr den Weg? Hier müßt ihr rechts abbiegen, und dann noch 3km weiter fahren. Alles klar soweit – Gute Fahrt". Eilig schreitet er zum Schlagbaum herüber, um ihn persönlich für uns zu öffnen. "Uiuihui..." kreuzt es mir durchs Hirn, "`Don Herbert´ scheint hier ein einflußreicher Mann zu sein".

Wir biegen also nach rechts auf eine Schotterstraße ab, nach 300m stehen wir vor einem – sich in schlechtem Zustand befindenden – Feldweg, der wiederum 200m weiter in unserer dritten "Herausforderung" endet: Ein überfluteter Bachlauf! Das war´s, die vierte "Herausforderung" gilt es zu bestehen: Ricarda rastet aus: "Das habe ich doch gleich gewußt, daß wir kurz vor Ende wieder durch so einen blöden Bach müssen. Ich fahre da nicht durch. So ein Mist ... " etc.

Da es allerdings keine Alternative gibt, müssen wir da durch. Kurze Zeit später stehen wir vor der fünften "Herausforderung", nämlich dem Gatter von Herberts Finca, das mit Kette und Schloß verriegelt ist. Zum Glück kommt in diesem Moment ein Mann angeritten, der die Finca verlassen will. Er öffnet das Gatter und informiert uns, daß `Don Herbert´ nicht zu Hause sei. Dennoch läßt er uns passieren und rät uns eindringlich, den linken Weg einzuschlagen, beim rechten müßten wir nochmals einen Bach durchqueren. Also gut, links herum – der sechsten "Herausforderung" entgegen, denn der Weg geht nur ganze 300m gut, dann geht fast nichts mehr! Das, was nun noch vom Weg zu erkennen ist, ist entweder überflutet, oder schlammig, matschig, schmierig. Kurz überlege ich, ob wir nicht umkehren und in Campo Pajoso bleiben sollten? Doch dann fällt mir ein, daß wir gar keinen Schlüssel für das Gatter haben, und außerdem kann es ja nicht mehr weit sein. Mit schleifender Kupplung quäle ich sowohl mich als auch das Motorrad die nächsten 500 Schlamm-Meter vorwärts, quere einen kleinen Bach und erreiche einen trockenen, weil 1,5m höher verlaufenden Sandweg.

Diesem folge ich um mehrere Kurven und Ecken (ohne weitere "Herausforderungen"), und stehe plötzlich vor einer traumhaft schönen Lagune, die in keinem "Fantasy-Film" spektakulärer arrangiert sein könnte. Der Weg führt mich halb drum herum und keine 150m weiter erreiche ich ein kleines, weißes Häuschen mit 3 Hunden und 4 Menschen. Herberts Vorarbeiter Jorge und seine Frau Maria Teresa sowie die Kinder Joel und Jorge (Junior) heißen mich willkommen, sie haben uns schon erwartet. Ich werfe schnell mein überflüssiges Gepäck ab und entledige mich der durchgeschwitzten Jacke sowie des (beinahe vor Schweiß triefenden) Helmes. Dann gebe ich nur kurz zu verstehen, daß ich schnell wieder zurück muß, um Ricarda zu helfen. Mittlerweile müssen wir uns auch um die einsetzende Dunkelheit sorgen.

Ich fahre bis zum kleinen Bach und gehe zu Fuß die Schlammstrecke zurück. Ricarda kommt mir – ebenfalls zu Fuß – entgegen. "Ist es noch sehr weit?" sind ihre einzigen Worte. "Nein, nein, und der Weg wird auch viel besser, und es gibt noch eine traumhaft schöne Lagune zu sehen", beruhige ich sie. Dann stapfe ich bis zu ihrem Motorrad weiter, mit dem ich mich gleichfalls, wie auf Glatteis schlingernd, ein zweites Mal den Schlammweg entlang würge. In diesem Moment wünschte ich, wir hätten nicht die Straßenbereifung, sondern grobe Stollenbereifung in Argentinien aufziehen lassen..

Eine geschlagene Stunde ist vergangen, seitdem uns der "freundliche" Militärpolizist auf den "rechten" (3km kurzen/langen) Weg verwiesen hat. Völlig erschöpft, schlammig und schweißtriefend-stinkend – aber unendlich erleichtert – fahren wir gemeinsam auf den Hof vor dem weißen Häuschen auf Herberts Finca. Von nun an wird alles besser – bin ich mir sicher – und ich sollte recht behalten!


Wir verbringen 2 wunderbare, interessante, spannende Wochen auf der Finca, lernen viele neue Leute kennen, da Emma (Herberts Frau) und Herbert uns immer wieder mit in die Stadt nach Yacuiba nehmen (nach zwei Tagen Sonnenschein ist der Bach auch wieder per Pkw passierbar) und uns ihren Freunden vorstellen. So lernen wir unterschiedliche Riten und Gewohnheiten kennen, mal anläßlich eines Geburtstags, mal bei einer Taufe oder einer Einladung zum "Guiso de Fideo"- Essen.

Natürlich hängen wir auf der Finca nicht nur in der riesigen Hängematte ab, oder kühlen uns in der gereinigten, ehemaligen Viehtränke unter der 3-Zoll-Dusche ab (wie Herbert den dicken Wasserschlauch nennt), oder spielen mit den Papageien, oder trinken Wein, oder weihen gerade einen neuen Staudamm ein, oder reparieren das kleine blaue Dreirad zum zigsten Male, damit Joel seinen kleinen Bruder spazieren fahren kann, oder lassen uns von Emmas Kochkünsten und der Sopa de Maní verzaubern oder, oder, oder...

Nein, wir fassen mit an, wo unsere Hände gebraucht werden. Einen Tag lang schleppe und mühe ich mich mit 2 Motorsägen ab, um einen dicken, vom letzten Sturm umgewehten Baum zu beseitigen, bzw. in Biomasse umzuwandeln (Zitat Herbert). Übrigens hatte Herbert seinen Vorarbeiter Jorge extra angewiesen, den Baum nicht zu beseitigen, denn es kämen noch "Motorsägen-Spezialisten" zu besuch...

Zusammen mit Herbert, Emma, Tochter Demelza, Sohn Friederich und 2 Arbeitern (Jorge und Freddy) sind wir mehrere Tage beschäftigt, die knapp 200 Rinder zu impfen und die Jungtiere zu brandmarken und zu kastrieren. Dabei geht´s "richtig zur Sache" und mehrere Male hechten wir die über 2m hohe Umzäunung des `Korals´ hoch, um uns vor den wildgewordenen Viechern zu retten.

An einem Nachmittag regnet es auch noch zusätzlich, so daß der Lehmboden nicht nur naß und glitschig, sondern matschig, pampig, tief und schwer wird. Jorge und Freddy benötigen nun mit den schweren, vollgesogenen, schlammigen Lassos immer mehr Versuche, bis sie endlich wieder ein Tier eingefangen haben. Aber wir halten eisern (irgendwie deutsch) durch und "fertigen" doch noch die angestrebte Viehmenge ab.

Herbert unternimmt mit uns mehrere Touren auf der Finca, mal zu Fuß mal per Pferd (wir haben mal eben nebenbei das Reiten gelernt), und mal im 40-jährigen Jeep (meine Geburtstagsausfahrt!!!). Er erklärt das Problem mit den Wasserläufen in dieser Gegend, denn hier am Fuße der Anden haben sich – ähnlich einem Urstromland – noch keine Wasserläufe ausgebildet. Je nach Wassermenge fließen die Ströme mal hier, mal dort, schwemmen immer wieder große Mengen des Bodens weg und lagern ihn an anderer Stelle wieder ab.

So ist Herbert ständig damit beschäftigt, den Hauptfluß auf der Finca in kontrollierte Bahnen zu lenken, was bedeutet, daß er mit schweren Gerätschaften mal hier, mal dort einen neuen Damm aufschütten läßt. Dennoch hat er sich in all den 23 Jahren, seitdem er im Besitz dieser Finca ist, nicht "unterkriegen" lassen. Im Gegenteil, er schwärmt auch heute noch euphorisch und begeistert vom (einfachen) Finca-Leben, und von seinen Vorstellungen für die Zukunft.

Eines Nachmittags drückt er mir eine Doppellauf-Schrotflinte in die Hand und meint: "Wir gehen jetzt mal schauen, wo sich die Schweine (Anm: vom Nachbarn) wieder auf der Finca herumtreiben. Ich kann das nicht einfach immer dulden, daß die ihre Schweine auf meiner Finca wühlen lassen". Nach halbstündiger Spurensuche querfeldein entdecken wir sie im Gebüsch. Herbert läßt ein Schrotladung durchs Unterholz wummern, gleich darauf eine Zweite. Die Schweine verteilen sich ein wenig. "Ich schieße absichtlich nicht auf die dicken Säue, das wäre ein zu großer Verlust für den Nachbarn", klärt er mich mit wenigen Worten auf, "doch der soll ruhig ein paar Schrotkugeln an seinen Schweinchen entdecken, daß er gewarnt ist". Wir folgen den davon trottenden Schweinen. "Jetzt bist du dran", fordert er mich auf. Ich lasse den Doppellauf einrasten, und ballere – möglichst nicht zu hoch – den Schweinen hinterher. Ein bißchen Gequieke, dann rennt die Horde davon. "So ist das mit dem bolivianischen Landleben", denke ich, "alles ein bißchen rustikal, und immer nah dran am (über)leben".

Unsere 2 Wochen nähern sich dem Ende und wir haben eine Möglichkeit ausbaldowert, wie wir uns – zumindest temporär – von überflüssigem Gepäck befreien können. Da wir uns noch nahe der argentinischen Grenze befinden, gehen wir nochmals für 3 Stunden nach Argentinien zurück und schicken ein 15kg-Paket mit dicken Motorradstiefeln und Motorradjacken sowie warmer Winterbekleidung per Bus nach Buenos Aires, denn wir planen, später von dort aus dem Kontinent "lebe wohl" zu sagen.

Am Tag bevor wir endgültig die Finca verlassen wollen, müssen wir nochmals nach Yacuiba fahren, zum Betanken der Motorräder. Doch als ich mein Motorrad starten will, gibt´s bloß einen Kurzschluß! Nichts rührt sich, null, alle Lämpchen quasi tot!!! "Achdujeminee, was ist nun wieder kaputt?" Da es schon 18:30 Uhr ist kann ich bei einsetzender Dunkelheit nicht mehr allzuviel sehen. Wir schieben das Motorrad noch in den Werkstattraum, doch die 12-V-Solaranlagenfunzel spendet auch nicht gerade üppiges Licht. Also muß ich auf jeden Fall noch bis morgen warten, und dann bei Tageslicht schauen, was Sache ist. Abends erzählt mir Jorge, daß dort, wo wir die Motorräder geparkt hatten, immer sehr viele Ratten unterwegs seien... So denke ich an einen Kabelbruch oder ähnliches Übel.

Am nächsten Morgen inspiziere ich die Kabel, die soweit sichtbar, alle normal aussehen. Ich baue das Haupt(starter)relais aus und probiere es an Ricardas Motorrad – funktioniert einwandfrei (1. Erleichterung). Als nächstes tausche ich andere Relais aus, die an Ricardas Motorrad tadellos arbeiten (2. Erleichterung). Dann tausche ich die Batterie – an Ricardas Motorrad rührt sich nichts. Mit ihrer Batterie jedoch, springt mein Motorrad problemlos an! "Uihhh, da ist das Problem ja schon ganz gut eingegrenzt", freue ich mich – mehr oder weniger. Ich nehme die vermeintlich defekte (und wartungsfreie) Batterie genauer unter die Lupe, reinige die Kontakte und stelle plötzlich fest, daß sich der Pluspol gelockert hat! "Na, das kann´s ja wohl nicht gewesen sein!", entfährt es mir ungläubig. Trotzdem schraube ich alles wieder fest und probiere – brumm, brumm, brumm... der Motor springt prompt an und läuft wieder astrein... !

Nachdem das Problem behoben und alles wieder verschraubt und verstaut ist, ruft uns Maria Teresa zum Mittagessen, sie hat nochmals für uns ihre leckeren Sopaipillas gebacken. Danach entscheiden wir, daß wir bei den vorherrschenden schwül-heißen 38°C keine Lust mehr zum Packen und Abreisen haben – also bleiben wir einen weiteren Tag. Das war eine schlechte Entscheidung, wie sich in der Nacht heraus stellt:

Es schüttet vom Himmel ´runter, was geht! Am nächsten Morgen starte ich meine Erkundungsfahrt auf der Finca: Die Bäche und Flußläufe sind mindestens um 50cm angestiegen, zuviel, um mit den Motorrädern hindurch zu fahren. Also müssen wir noch einen Tag abwarten und hoffen, daß es nachts nicht wieder regnet. Die folgende Nacht bleibt - zum Glück - ruhig und tags drauf sind die Wasserstände soweit angesunken, daß wir – in kurzer Hose und mit Gummistiefeln bekleidet – zumindest halbwegs trocken Fußes die Finca verlassen können.

 

Zwei Fahrtage später brechen wir in Camiri zeitig morgens auf, denn die Asphaltstraße nach Santa Cruz de la Sierra geht nur noch 30km weiter, dann beginnt die 150(!) km lange Baustelle – bolivianisch eben: Zwischendrin sind mal wieder 10km komplett fertig geteert (inkl. Straßenmarkierung), worauf die nächsten 15km nach Initialbaumaßnahmen aussehen und man sich wirklich nicht vorstellen kann, daß man noch auf dem rechten Weg ist...

Irgendwann, inmitten des Baugewurschtels, begegnen wir "alten Bekannten": Pia und Poul aus Dänemark, die wir Wochen zuvor auf der Halbinsel Valdez in Argentinien kennengelernt hatten, stehen mit ihrem Auto in praller Sonne am Wegesrand. Wir gesellen uns dazu. Eine Stunde später ist das nächste "date" mit ihnen abgemacht: Karneval in Rio! (die Story sollte man nicht verpassen...).

Am Nachmittag fahren wir dann endlich in Santa Cruz ein und können erneut bei unserem Freund Kurt und seiner Freundin Txepi wohnen. Aus den 3-4 Tagen, die wir ursprünglich dort verbringen wollten, werden ebenfalls 2 Wochen, denn Kurt hat viele Pläne mit uns.

Am ersten Wochenende fahren wir mit Zelten und reichlich Verpflegung beladen in Kurts 4X4 Mitsubishi an den Südostrand des Amboró Nationalparks. Die letzten knapp 40km offroad schaffen wir in gut 2 Stunden, wobei wir mehrere breite Flüsse durchfahren müssen. "Das ist ein guter Schnitt", bestätigt uns Kurt später. Von unserem "Basis-Camp" aus unternehmen wir eine kleine Wanderung zu 2 Naturpools, in denen wir herrlich baden und uns bei 24°C Wassertemperatur sogar etwas abkühlen können. In der Abenddämmerung schnappen wir uns unsere Taschenlampen und durchstöbern das Gebüsch bis zum nahegelegenen Bachlauf. Es gibt jede Menge Kleingetier zu entdecken, und natürlich werden auch wir entdeckt – von den Mosquitos! Plötzlich ein Aufschrei: Kurt hat eine Schlange entdeckt!!! Txepi stürzt herbei, gibt Kommandos: "Einen Stock! Leuchte hier hin! Schnell, schnell! Nicht bewegen!"
Dann schnappt sie sich die ca. 30cm kleine (Gift)Schlange am Ende des Schwanzes, und während sie sie in kreisenden Bewegungen vor ihren Beinen "umher schweben" läßt, ordert sie – schnell, schnell – eine Socke. Kurt wirft flugs seinen Turnschuh zur Seite, reißt sich eine Socke vom Fuß und hält sie, wie einen Beutel geöffnet, Txepi entgegen. Blitzschnell greift Txepi hinter den Kopf der Schlange, und ruck-zuck steckt sie die Schlange in die Socke - zuknoten, fertig!
Die erste Aufregung legt sich langsam. Da es ja schon relativ dunkel war, konnte sie die Schlange gar nicht richtig identifizieren: Vielleicht giftig, oder sehr giftig, oder nur wenig giftig... Nach dieser Aktion ist Ricarda leicht beunruhigt: "In diesem Bach haben wir vorhin noch gebadet", sagt sie etwas fassungslos. Mit lachenden Worten beruhigt Kurt sie: "Riesiger Zufall, daß wir überhaupt ein Schlange entdeckt haben, es wird sicherlich keine Zweite mehr geben". Um die Sache kurz zu machen: 17 Minuten später steht Kurt barfüssig in seinen Turnschuhen da, und zweimal mehr mußten wir Txepis Anweisungen Folge leisten, und zwar immer in einer affenartigen Geschwindigkeit. So kurz hintereinander haben sie noch nie 3 Schlangen gefangen, bestätigen uns beide. Damit vergrößert sich Txepis Hausterrarium auf über 20 Exemplare.

Eines Vormittags nimmt Kurt uns mit in die Stadt, wir fahren ins Mennoniten-Zentrum. (Zur Information: In Bolivien existieren mehrere Mennoniten-Gemeinden, die im südöstlichen Landesteil, der sogenannten Chiquetania, ihr Leben noch wie vor 200 Jahren gestalten können, ohne Elektrizität und Fernsehn etc.).

Die Mennoniten treffen sich in einem bestimmten Stadtteil von Santa Cruz, um ihre Agrarprodukte oder Käse zu verkaufen. Gleichzeitig kaufen sie hier Waren und Werkzeuge ein, die sie selbst nicht herstellen können. Dementsprechend ist das Warenangebot ungeheuerlich: Von der Axt über "Käse-Herstellgeräte" bis zu Lebensmittelwaagen gibt es alles nagelneue Werkzeuge - deren Boom allerdings mindestens vor 50 Jahren gewesen ist. Ich fühle mich in die Welt unserer Urgroßeltern zurück versetzt.

 

Am nächsten Wochenende bereitet Kurt ein Churrasco (Grillabend) uns zu ehren vor, und lädt Verwandtschaft ein, die wir bereits bei unserem ersten Besuch in Santa Cruz (vor über einem Jahr) kennengelernt hatten. Wieder gibt es so viel zu essen, daß wir die Überreste tags drauf zum nächsten Ausflug mitnehmen können: Das Ziel heißt diesmal "Refugio Los Volcanes" und liegt am südwestlichen Rand des Amboró Nationalparks. Auf der mehrstündigen Wandertour durch das "Refugio" bekommen wir einen kleinen Einblick in die reichhaltige Vogelwelt Boliviens, und enden – wie könnte es mit Kurt auch anders sein – nachmittags wieder in traumhaft idyllischen Naturpools mit spektakulären Wasserfällen, in / unter denen man einfach baden gehen muß!

Am Bahnhof in Santa Cruz erkundigen wir uns nach den Transportmöglichkeiten und –bedingungen für unsere Motorräder, denn wir wollen mit der bolivianischen "Rumpeleisenbahn" von Santa Cruz aus die knapp 700km durch die Chiquetania bis nach Brasilien zurücklegen, - aber das ist eine andere Geschichte...

Am letzten Abend vor unserer Weiterreise tischt Kurt abermals ein besonderes Abendessen auf. Er hat Isbies (kleine Fischchen aus dem Titicacasee) für uns in der Pfanne gebrutzelt. Sehr lecker, und so fällt uns der Abschied am nächsten Morgen wieder besonders schwer...

   
   
     
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