01.10. - 02.11.2002: Durch Chiquitania und Pantanal (Torsten)

In Santa Cruz sind wir (unbekannter weise) von einem ehemaligen Arbeitskollegen von Ricardas Vater eingeladen, in seinem Haus solange zu bleiben, wie wir wollen. Kurt Wille ist deutsch-bolivianer, seine Mutter gebürtige Mannheimerin. Kurt stellt uns seine Garage zur Verfügung und wir verbringen unsere ersten Tage mit basteln, Mopeds putzen, Wartungsarbeiten, Helm-Kommunikationsanlage reparieren, etc... Den längst fälligen Ölwechsel können wir bei einer nahegelegenen Werkstatt vornehmen.

Nebenbei fange ich schon mal an - auf Kurts Bitte hin - seine Orchideen-Sammlung zu fotografieren (nur über 150 Stück!). Von irgend jemandem (sei gegrüßt Schwiegervater!) hatte er erfahren, daß ich zufällig weiß, wie man "Fotoapparat" schreibt ...

Am 03. Oktober steigt abends im "Colegio Alemán" in Santa Cruz der "Deutsche Abend", der in Bolivien deutscher ist, als in Deutschland. Die runden Tische sind festlich mit Deutschland-Fähnchen geschmückt, es duftet nach frischen Brezeln. Zur Feier des Tages gibt es Schweinebraten mit Sauerkraut (Rezept kennt ja jeder).

Wie es das Schicksal will, sitze ich neben Guido Mühr. Guido ist vor 10 Jahren aus dem Sauerland nach Bolivien gekommen, und zwar als Braumeister. Er hat maßgeblich die Paceña-Brauerei in Santa Cruz mit aufgebaut und lädt uns zu einer Brauerei-Besichtigung ein.

 

Die Tage in Santa Cruz fliegen so dahin. Kurt ist sehr hilfsbereit und grillt auch für sein Leben gerne, so wie ich. Er ist überaus bemüht, uns "sein Land" zu zeigen. An einem Tag fährt er mit uns ins 120 km entfernte Samaipata, wir besichtigen die östlichsten Inka-Ruinen "El Fuerte". An einem anderen Tag fahren wir Richtung "Amboro Nationalpark". Wir sind auf der Suche nach zwei wunderschönen, aber versteckten Naturpools mit Wasserfällen zum Baden. Der Weg dorthin ist sehr beschwerlich, mehrmals setzt der allradbetriebene Geländewagen auf.
Kurts Lebensgefährtin Txepi (gesprochen Tschäpi) ist ebenfalls mit von der Partie. Da sie eine Schlangen-Närrin ist, müssen wir eines nachmittags zu ihr nach Hause kommen und ihre Schlangen bändigen.

Selbstverständlich sammeln wir auf jedem der Ausflüge neue Orchideen für Kurts Sammlung. In den ersten zwei Wochen, die wir bei ihm sind, erhöht sich die Anzahl um mindestens 20! Wäre da nicht der niedliche, verspielte Cockerspaniel "Toffy", der hin und wieder mal eine frißt, würden keine neuen Pflanzen mehr in dem Garten Platz finden...

Eines Vormittags verwöhnt uns Kurts Haushälterin Anna mit superleckeren Salteñas. Santa Cruz wartet mit weiteren Kuriositäten auf: Wußtet ihr schon, daß es Vogeltelefonzellen gibt, und daß "Transvestiten-Taxis", die hier "transforme" heißen, durch die Stadt fahren?. Ursprünglich aus Japan stammende "Rechtslenker" werden in Chile zu "Linkslenkern" modifiziert und nach Bolivien exportiert. Das gibt´s wohl wirklich nur in Bolivien....


Nach über zwei Wochen wird es wieder Zeit, die Mopeds zu satteln. Auf dem Weg ins Pantanal nach Brasilien müssen wir über 600 km das ostbolivianische Tiefland, die Chiquitania, durchqueren. In der Chiquitania gibt es ein gutes Dutzend "Jesuiten-Missionen" zu bewundern, die zwischen 1691 und 1756 von spanischen Jesuiten im Einklang mit den einheimischen Indios errichtet wurden. Mittlerweile sind die Missionen restauriert oder teilweise neu aufgebaut worden. Sie zählen alle zum Weltkulturerbe.


Wir fahren also von Santa Cruz in nordöstlicher Richtung bis zum Rio Grande. Dort "reißt" man sich regelrecht um uns, mindestens 10 kleine Fährboote wollen uns über den Fluß transportieren.

Leider sind die Boote alle in gleicher Bauweise konstruiert, sie sehen aus wie überdimensionierte Holz-Badewannen. Auf der einen Seite geht es per Holzbrett steil hinauf bis zum Bootsrand, auf der anderen Seite wieder steil hinunter. Ohne langes hin-und-her steht für mich gleich fest, daß wir in so eine Wanne mit den Motorrädern nicht hinein kommen. Doch was ist das? Dort hinten gibt es noch eine größere Fähre, die eine waagerechte Ladefläche hat, sie ist eigentlich für Lkws gedacht. Einziger Nachteil an dieser Fähre: Die Auffahrhöhe liegt bei mindestens 1 m und die Auffahrrampe, eine 3 m kurze Holzbohle ist dementsprechend steil. Aber wir müssen nun einmal dort hinauf, wenn wir hier den Fluß überqueren wollen. Mit einem kurzen Anlauf schieße ich mit dem Motorrad die Holzbohle hinauf, wobei mir gleichzeitig mein Herz bis tief in die Hose rutscht! Oben angekommen - Vollbremsung und gucken, daß die Füße nicht neben die 3 Bohlen breite Fahrspur treten. Weil´s so schön war, das Gleiche nochmals mit Ricardas Motorrad. Diesmal rutscht mir mein Herz "nur noch" bis zum Bauchnabel. Zum Glück gibt es am anderen Ufer eine befestigte Auffahrrampe.

Wir fahren über San Javier (älteste Jesuiten-Mission) bis nach Concepcíon (ebenfalls Missions-Station) und schlagen unser Zelt am dortigen Stausee auf. Am nächsten Tag stehen wir weit vor 6 Uhr morgens auf, wollen wir doch vor Beginn der Hitze unterwegs sein. In Santa Rosa de Roca wollten wir eigentlich nur eine kurze Pause am Dorfplatz einlegen. Doch daraus wurde nichts, denn als ich nochmals ein kleine Runde drehte, um eine 2-Liter-Wasserflasche zu kaufen, blieb ich ungeschickter weise mit einem Koffer an einem dicken, 1 m hohen Holzpfahl hängen. Ein lauter Knall, ich drehe mich um - ach du Sch... Ich rege mich über meine Schusseligkeit auf, Helm und Jacke fliegen im hohen Bogen durch die Gegend. So ein Dreck!!! Eine Kofferhalterung ist aus dem Koffer gerissen, zwei Seiten sind total verzogen, der Deckel ist aufgesprungen und paßt natürlich nicht mehr auf die "Parallelogramm-Form" des Koffers. Es herrschen 38°C im Schatten, ich muß erst einmal ´was trinken, Kekse und einen Apfel essen. Werkzeuge auspacken (liegen natürlich ganz unten im Koffer). Jetzt macht er sich doch noch bezahlt, der Geologen-Hammer, mit dem ich sonst nur die Zeltheringe in den Boden schlage. Nach 15 Minuten hämmern, drücken und würgen - mittlerweile haben sich 20 Schaulustige um mich versammelt - hat der Koffer wieder ein gewisse rechteckige Form erlangt. Der Deckel schließt zwar noch nicht ganz genau, doch mit einem extra Lappen und Panzerklebeband über der Kofferkante sieht es schon ganz gut aus. 100%ige Dichtigkeit wäre bei diesen staubigen Pisten natürlich wünschenswerter gewesen. Nach 2 Stunden setzen wir unsere Fahrt nach San Ignacio de Velasco fort. Spontan entscheiden wir, einen Tag zu bleiben, den Ort und die Leute näher kennenzulernen. Wir finden heraus, daß unsere Landkarten allesamt falsch sind, denn mittlerweile gibt es eine Direktpiste von San Ignacio zur bolivianisch-brasilianischen Grenze bei San Matías.

 

 

Geradewegs nach Osten verlassen wir San Ignacio de Velasco und kommen auf der recht neuen, wenig holperigen Piste ganz gut voran, bis uns vor San Vicente eine Überraschung aufhält: Unsere erste Straßenblockade! Ganze Bäume liegen quer über der Piste, davor eine Feuerstelle aus Autoreifen. Zwei Busse und drei große Lkws warten hier schon länger. Ich erkunde gleich mal die Umgebung, es kann ja wohl nicht angehen, daß wir hier nicht mehr weiterkommen sollen! 10 Minuten später habe ich einen "befahrbaren" Pfad durch das Unterholz ausgekundschaftet, ja so könnte es gehen. Weiterhin erkundige ich mich, ob es im Ort gefährlich sei, oder ob es Unruhen gäbe. "Nein, nein, im Ort ist alles "tranquilo", keine Probleme". Also gut, schlage ich mich mit den Mopeds quer durchs Unterholz, bis beide auf der anderen Seite der Blockade stehen. Noch 600 m bis in den Ort, nochmals um einen quer stehenden Tank-Lkw herum. Am ersten Geschäft lungern 20 bis 30 Leute gelangweilt herum. Wir halten, kaufen gekühlte Getränke und kommen mit den Leuten ins Gespräch. Sie haben die Blockade angezettelt, damit der Ort weiterhin eine Grenzstation behält. Die Grenze zu Brasilien verläuft nur 500 m nördlich, der eigentliche Übergang nach Brasilien erfolgt aber mindestens 180 km weiter östlich. Dennoch bedeutet so eine Grenzstation, daß Busse und Lkws halten müssen, so daß man den Reisenden Waren bzw. Essen verkaufen kann. Also gut, die Situation hat sich damit für uns entspannt.
In der Mittagshitze bei 40°C erreichen wir den kleinen Ort Asencíon. Vor einem kleinen Laden stehen ein paar Stühle und zwei Tische. Wir machen eine Pause. Obwohl wir nur eine Flasche Wasser bestellen und unsere eigenen Kekse und Äpfel essen, sind die Leute sehr freundlich und aufgeschlossen, es ergibt sich eine nette Unterhaltung. Nach 1½ Stunden ist mein T-Shirt wieder getrocknet und auch meine Socken fühlen sich nicht mehr feucht an. Oberhalb der Motorradstiefel zeichnet sich allerdings langsam ein Salzring an der Jeanshose ab. Am Ende des Ortes erwartet uns eine der fünf Polizei/ Militär-Kontrollen auf dieser Strecke. "Es sei noch nicht zu spät, um bis nach San Matías zu fahren, aber wir sollten es auf jeden Fall vor Einbruch der Dunkelheit schaffen", sagen uns die Polizisten. Gelegentlich gab es nachts schon Überfälle auf dem Weg. Durch diese Info etwas eingeschüchtert, beschließen wir, die Nacht im Ort zu verbringen und erst am nächsten Tag weiterzufahren. Wir steuern die einzige Unterkunft im Ort an. Null Service, null Nichts, dafür aber ziemlich teuer. Ricarda zaubert, passend zur Situation, ein wahrhaftig opulentes Mahl! Die Nacht wird "brutal": Kein Ventilator, kein Windhauch stört die 33°C in unserer 7,5m² Absteige. Unser gespanntes Moskitonetz hält uns zwar die lästigen Quälgeister vom Leibe, sorgt aber gleichzeitig für ein noch stickigeres Mikroklima über uns. Bettlaken und Kopfkissen sind am anderen Morgen naßgeschwitzt...

Endlich reisen wir nach Brasilien ein, doch wo war eigentlich die tatsächliche Grenzlinie? Plötzlich stehen wir neben einem nagelneuen, weißen Camping-Wohnwagen, eine kleine, zerrissene, verblichene Flagge weht verzweifelt im Wind und macht uns auf das riesengroße Land Brasilien aufmerksam. Die Frau in dem Wohnwagen, der genau so gut eine "Broiler-Bude" sein könnte, kontrolliert akribisch unsere Impfausweise. Eine Gelbfieber-Impfung ist für die Einreise nach Brasilien obligatorisch, notfalls wird man hier zwangsgeimpft. Eine Zwangsimpfung bedeutet allerdings nicht gleich, daß man auch tatsächlich ins Land einreisen darf, denn eigentlich muß die Impfung mindestens 10 Tage alt sein. Doch die Frau streckt uns beide Hände "thumb-up" entgegen. Vorbildliche Impfungen und offensichtlich super Impfpräparate zeichnen unsere Impfvorbereitungen in Deutschland aus.
Die letzten 100 km bis nach Cáceres sind asphaltiert und noch langweiliger als die Strecke in Bolivien: Rinderfarmen und abgeholzter Regenwald soweit das Auge reicht. Um 13:30 Uhr erreichen wir endlich bei drückender Hitze von über 42°C die Plaza von Cáceres. Lagebesprechung, erst einmal ein Hotel suchen. Wir fahren wieder los, Jacken hinten festgeschnallt. An einer Kreuzung passiert es dann: Ricarda übersieht einen anderen Mopedfahrer. Ich höre nur einen "lauten Rumms" hinter mir, sehe im Rückspiegel Ricardas Motorrad auf der Straße liegen. Hastig laufe ich zu ihr, sie steht aber bereits wieder auf den Beinen, ihr ist nichts weiter passiert. Der Mopedfahrer fuhr auf der Vorfahrtstraße und ist ihr hinten links in den Koffer gerauscht, hat sie samt Motorrad nach rechts umgeworfen. Der Koffer sieht ziemlich lädiert aus, hat einen langen Riß im Blech, "wie mit dem Dosenöffner gemacht". Der rechte Seitentank ist aus der Halterung geflutscht, Scheinwerfer- und Windschildhalterung sind verbogen. Gabel und Lenker sind soweit unbeschädigt. Das gegnerische Moped sieht dagegen deutlich mitgenommener aus, ähnlich als würde ein "Mercedes einen Fiat Panda knutschen". Die Lampe leuchtet irgendwo rechts um die Ecke, das vordere Plastikschutzblech liegt gut in Einzelteilen über die Kreuzung verteilt, der Lenker steht quasi längs zur Fahrtrichtung. Die Polizei ist gleich zur Stelle, ebenfalls das lokale Fernsehen!!! Zwei Tage später sind wir zu TV-Stars geworden. Immer wieder sprechen uns Leute an, ob wir diejenigen mit dem Unfall seien, und ob alles soweit wieder in Ordnung sei. Eine Strafe müssen wir nicht bezahlen, Touristen sind hier in Brasilien "unantastbare Engel", wie es scheint. Am nächsten Morgen repariere ich die Unfallschäden: Fußbremshebel, Tankbefestigung, Ständerbügel, Lampen- und Cockpithalterung sowie den Alukoffer gerade biegen und richten.

Anschließend machen wir uns auf die Suche nach einer Bootstour tiefer hinein ins Pantanal. Etwas Passendes und Bezahlbares zu finden, gestaltet sich zunächst schwieriger als gedacht. Die kleinen Boote (bis max. 20 Personen) sind jeweils von Gruppen oder Grüppchen gechartert, niemand will uns zusätzlich mitnehmen, selbst wenn noch zwei Plätze frei sind. Warum das so ist, erfahren wir sehr bald: Die brasilianischen (ausschließlich) Männergruppen wollen alleine 3-5 Tage zum Angeln fahren, dabei unkontrolliert Bier saufen, ungehemmt "sich gehen lassen" und ungeniert ihre dicken, nackten Bäuche in der Sonne brutzeln lassen. Dazu brauchen sie keine Fremden, und schon gar keine Frauen! Am nächsten Tag haben wir endlich Glück und finden ein kleines Boot, eine sogenannte "Lanchia". Der Besitzer "Gelsom" kann uns drei Tage durch das Pantanal schippern, zu einem (noch) bezahlbaren Preis von 270 US-$ insgesamt. Nur für Essen und Trinken müssen wir zusätzlich sorgen. Zwei Tage später geht es morgens um 6:00 Uhr los. Wir machen die Lanchia "Menino do Rio", zu deutsch den "Flußjungen" startklar. Gelsom hat noch zwei Überraschungen parat: Erstens bringt er einen Freund, den 77 jährigen "Abdala" mit, und zweitens lädt er auch ordentlich Lebensmittel auf das Boot. Offensichtlich traut er den Touristen diesbezüglich nicht allzuviel zu. Die Kühltruhe an Bord (ausreichend für eine mittlere Großfamilie) ist gestopfte voll, das untere Drittel ist mit Bierdosen gefüllt, der Rest mit Salaten und Gemüse! Zum Schluß wird noch ein kleines Beiboot, der "Pantaneiro" hinten an der Lanchia festgezurrt. Endlich geht es los - auf ins Pantanal!

Das Pantanal ist das größte Sumpfgebiet der Erde. Es liegt etwa 100 m über dem Meeresspiegel, im Bundesstaat Mato Grosso in Brasilien. Westlich grenzt es an Bolivien. Der "Rio Paraguai" durchfließt das Pantanal von Nordwest nach Südost und benötigt noch über 2000 (!) km, bis er den Atlantik erreicht. Seine Temperatur liegt ganzjährig über 30°C. In den nächsten drei Tagen kommen wir etwa 250 km tief ins Pantanal hinein, ein knappes Viertel der gesamten Pantanal-Ausdehnung. Für uns wird es eine gemütliche, interessante und lehrreiche Bootstour. Wir bekommen Tuiuios (eine Art Marabu), Eisvögel, Kormorane, Ibise, Grau- und Fischreiher, Sekretärvögel, Papageien, Rotkopffinken, Möwen, Tukane, Greif- und Raubvögel zu sehen. Auf den unzähligen Sandbänken entlang der Flußufer aalen sich Kaimane in der Sonne, einmal sogar eines der seltenen Wasserschweine. Zu angeln gibt es Unmengen an Fischen: Neben Piranhas und Welsen den leckeren Piraputanga.
Geschlafen wird an Bord des "Flußjungen". Gelsom und Abdala schlafen in Hängematten, wir breiten unsere "Thermarests" an Deck aus und hängen noch unser Moskitonetz darüber. Das offene Deck ist angenehm luftig, so können wir die nächtlichen, warmen Temperaturen gut aushalten.

Der kleine "Pantaneiro" mit seinem 40-PS-Außenborder bringt uns am zweiten Tag schnell tiefer ins Pantanal und in abgelegene Seitenarme des "Rio Paraguai" hinein. Nach drei Stunden "Speedboot-Fahren" halte ich es nicht mehr länger aus. Ich muß Gelsom fragen, ob ich das Boot zurück zur Lanchia steuern dürfe. "Tudo bem" sagt er, was soviel bedeutet wie "alles klar", "gut", "kein Problem". Unterwegs halten wir nochmals an einer seichten Stelle im Fluß und nehmen ein erfrischendes Bad. Natürlich gibt es überall Piranhas und manchmal "bitzelt" es an den Beinen oder am Bauch. Die Piranhas sind für den Menschen nur gefährlich, wenn man eine Verletzung hat. Aber dann sollte man es auch wirklich nicht darauf ankommen lassen! Als wir gegen 15:00 Uhr den "Flußjungen" erreicht haben, zieht binnen 10 Minuten ein extrem heftiges Gewitter auf. Teile der Sonnendeck-Plane des "Flußjungen" reißen aus, der Wind peitscht die Regentropfen fast waagerecht über den Fluß und das Boot - alles wird naß, die Sichtweite liegt bei maximal 15 m. Nach 2 Stunden bessert sich die Lage und gegen Abend gibt es wieder einen schönen Sonnenuntergang.

 

Nach unserem "Pantanal-Abenteuer" müssen wir wieder 420 km (100 km davon asphaltiert) zurück nach San Ignacio de Velasco in Boliviens Chiquitania. Nachmittags, nach 9 Stunden Dauerfahrt, bleibt uns gerade noch ½ Stunde Zeit, im Schwimmbad des Ortes abzukühlen und uns ein wenig zu entspannen. Abends im Restaurant setzen sich Leute neben uns, die deutsch sprechen, aber so gar nicht nach Touris aussehen. Ich frage sie, ob sie hier wohnen würden? Ja, tun sie, und natürlich kennen sie auch Herbert aus Sapecho. Herbert hatte uns bereits von seinem Kollegen "Manfred" aus San Ignacio de Velasco erzählt. Zufällig treffen wir in diesem Restaurant auf Manfred und seine Frau. Es wird ein netter, langer Abend bis nachts um 1:00 Uhr.

Wir steuern den Rückweg nach Santa Cruz über San José de Chiquitos (weitere Jesuiten- Missionen) an. In San José kühlt sich zum Abend das Wetter leicht von 38°C auf 30°C ab (zum Glück gibt es einen "Miefquirl" unter der Zimmerdecke). Nach einem spartanischen Frühstück am nächsten Morgen sind wir bereits vor 7:00 Uhr abfahrbereit. Anfänglich ist die Piste noch gut, bald wird auch die Umgebung landschaftlich ansprechender.
Kurz vor dem (wohl) ungekannten Ort "Pozo del Tigre" begegnen uns immer wieder Mennoniten mit Pferdewagen. Hier in Bolivien gibt es eine recht große Mennoniten-Gemeinde, die noch fast wie vor 300 Jahren leben und arbeiten. Reichtum ist verpönt, Autos und Elektrizität quasi unbekannt. Die Männer tragen grundsätzlich eine Latzhose, die Frauen ein traditionelles Kleid. Es gibt ein strikte Arbeitsteilung: Männer erledigen die Feldarbeit, Frauen den Haushalt.

Die nächsten 30 km hinter Pozo del Tigre sind die schlimmsten, die wir bis dato gefahren sind. Schlagloch an Schlagloch, manchmal 3 m im Durchmesser, manchmal 50 cm tief und immer mit viel feinem Staub gefüllt. Der Staub ist so tief, daß er uns immer im "Schwall" an die Beine fliegt. Doch wir schaffen auch das und haben noch 20 km Schotterpiste zu absolvieren, bis wir die Teerstraße erreichen, die uns wieder zurück nach Santa Cruz bringt.

   
   
   
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