13.09. - 30.09.2002: Yungas - gefährlichste Straße der Welt (Torsten) | ||
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Bolivien naht. Doch zuvor passieren
wir auf peruanischer Seite die "Drachenfelsen"
vom Titicacasee. Bei herrlichem Sonnenschein genießen wir das Altiplano,
zu unserer Linken begleitet uns den ganzen Tag der Lake-T. Man sagt, man
könne sogar die Erdkrümmung am Horizont des Sees ausmachen.
Nahe der bolivianischen Grenze begegnet uns ein "Schaf-Colectivo":
Ein Kleinbus für 9 Personen, der vollgestopft mit 15 Leuten
ist (ganz normal), doch auf dem Dach sind nochmals 20 Schafe festgezurrt
- lebendige natürlich! Sie sind auf dem Weg zum nächsten Markt
nach Pomata. |
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Grenzformalitäten
auf bolivianisch: zügig und problemlos. 35km weiter teilt eine See-Enge
den Titicacasee in den "Lago Mayor" (großen Teil)
und den "Lago Menor" (kleinen Teil). Da der See nicht
von einer Brücke überspannt wird, müssen wir ein kleines,
hölzernes Fährschiffchen in Anspruch nehmen, mit Holzbohlen
wie in gewohnter Brückenmanier. Die ganze Überfahrt halten wir
die Motorräder und die Motorräder uns fest. Doch es sollte nicht
die letzte Fähre dieser Art sein. |
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Ein paar Neugierige trauen sich heran, stellen einige Fragen, sie sind sehr nett und freundlich. Nunja, "extranjeros" verirren sich nur selten - quasi nie - hierher. Abends ziehen 3 Gewitter auf, eines von Nordwesten, eines von Nordosten und eines aus dem Süden. Sie scheinen sich direkt über uns zu treffen und zu entladen. Bei heftigem Sturm und Regen spanne ich das Zelt mit zusätzlichen Schnüren ab. 3 Stunden später ist der Spuk vorbei und es wird eine ruhige, aber kühle Nacht. Am nächsten Tag (nachdem wir unsere morgentlichen "Geschäfte" neben dem einzigen Busch am Sportplatz verrichtet haben), folgen wir wieder der nach Süden führenden Teerstraße, allerdings nur für 30km. In Huarína biegen wir nach Nordosten ab. Wir durchfahren zwei scheußliche Orte, in denen die Leute nur grimmige Blicke und abfällige "Gringo-Rufe" für uns übrig haben. Die Schotterpiste führt über einen 4300m hohen Paß herüber. |
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Wenige 100 Meter später
erneuter Atemstillstand: Die
nördliche Königskordillere zum Greifen nah! In einer scharfen
Kurve können wir in ein tiefes Seitental hinabschauen. Der Ort dortunten
müßte, nach GPS-Angabe, Sorata, unser heutiges Tagesziel,
sein. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, daß wir noch über
35km und fast 1700 Höhenmeter davon entfernt sind.
Aber tatsächlich, erst nach 1¾ Stunden und unzähligen
Kurven bin ich eines Besseren belehrt! |
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Natürlich schauen wir
uns die farbenfrohen Tanzumzüge der Fiesta an, und unternehmen
ausgiebige Wanderungen in die geologisch
interessante Umgebung. Nach 3 gemütlichen Campingtagen geht es
zurück auf die Panamericana in Richtung Boliviens Regierungssitz
La Paz (Hauptstadt ist nämlich Sucre). Imposante
Blicke eröffnen sich über eine Stadt, deren Zentrum über
500m tiefer als das Altiplano in einem Talkessel liegt,
an dessen Seiten sie weiter und weiter hinauf klettert. Wie fast jede
andere Großstadt auch, gefällt uns La Paz nicht sonderlich.
Von hier aus unternehmen wir lediglich einen Ausflug zu Boliviens wichtigsten
Inka-Ruinen bei Tiwanaku. Diese nehmen sich allerdings bescheiden
im Vergleich zu Perus Machupicchu
aus. |
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Es ist soweit: Nach
vielen Tausenden von Kilometern mehr oder weniger entlang der Panamericana
sagen wir ihr heute "Lebe wohl" (zumindest für die
nächsten Wochen) und ändern unsere Reiseroute Richtung Osten.
Ricarda ist heute gar nicht gut drauf, es soll in die Yungas
gehen, und sie hat schon viel (zu viel) über die gefährlichste
Straße der Welt gelesen. Der Ostrand der Königskordillere fällt
über 3000m steil ab, in die Tiefebene des Rio Beni.
Die Fahrt durch die Yungas hinunter führt durch fast alle Klima-
und Vegetationszonen Boliviens. |
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Am Anfang mahnt ein erstes
Schild "Mantenga Su Izquierda" - "Halten Sie
sich links"! Auf den nächsten 65km herrscht Linksverkehr!
Die herunterfahrenden Fahrzeuge müssen sich links (außen) am
Abhang entlang schlängeln, herauffahrende Fahrzeuge haben an der
Berg-Innenseite Vorfahrt.
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Das
"grüne" Meer Boliviens (Ricarda)
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Nach 2 Tagen Regen in Coroíco
und einem weiteren Tag des Abwartens, der übrigens mit Fernsehen
ausgefüllt war (Deutsche Welle hat die Wahl in Deutschland
natürlich auch übertragen), daß war ja wirklich ein Krimi
"par excellence", fahren wir wieder los. Mal sehen, was
der Weg für Überraschungen zu bieten hat. |
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Unten angekommen, schlängelt sich die Straße immer am Fluß entlang. Ab und zu umschwirren mich riesige, blaue Schmetterlinge. Mittlerweile ist es sehr grün geworden, der Dschungel umgibt uns und unser Weg führt bergauf, bergab, ohne daß ein Ende in Sicht wäre. Höhenzug um Höhenzug überqueren wir. Oben angekommen, auf einer Anhöhe, hat man einen weiten Ausblick über den scheinbar endlosen Dschungel. Toll! Freiheit! Doch man hat auch eine Gefühl von "Verlorenheit". "Ob wir jemals wieder die Zivilisation erreichen? Oder werden wir jetzt nur noch durch den Dschungel fahren?" Gedanken, die ich habe, bei diesem Blick über das weite, weite grüne Meer vor mir.
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Jetzt kann der kleine Ort Sapecho nicht mehr weit sein. Von einem Deutsch-Bolivianer aus Coroíco haben wir den Tip, im Dorf nach der Kakao - Kooperative zu fragen, die angeblich von einem Deutschen geleitet wird. Die Kooperative finden wir, den Deutschen - Herbert - leider nicht. Er ist im Moment nicht zu Hause. Während wir im Ort nach einer Unterkunft suchen, hält ein roter Wagen neben uns an. "Habt ihr Probleme?" tönt es aus dem geöffneten Seitenfenster. "Nöh, eigentlich suchen nur einen gewissen Herbert", antworten wir. "Ja, den habt ihr jetzt gefunden, nuh kommt mal einfach mit". Kurzer Hand sind wir eingeladen und verbringen 2 tolle Tage in Sapecho mit Herbert, seiner Familie und dem Projekt "Agroforst" des DED (Deutscher Entwicklungsdienst). Wir können diese Tage sogar eine kleines Haus mit typischem Palmendach unser eigen nennen. Eigentlich wohnt dort eine weiterer Deutscher (Flözlingen läßt grüßen), der zur Zeit aber in La Paz ist. Wir genießen die angenehme Kühle in dieser Art Haus, die Hängematte, die Gastfreundschaft, einfach alles ... | |
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Durch
Herbert lernen wir einiges über Kakao,
die Anpflanzung, die Frucht, deren Verarbeitung und,
und, und kennen. Natürlich erfahren wir auch viel über die Menschen
von Sapecho, die Probleme eines Entwicklungshelfers, von der Umsetzung eines
Projektes bis zur Akzeptanz bei der Bevölkerung. Nach einem super zubereiteten
"Abendmahl" von Emma, Herberts Frau, tischt sie als Nachtisch
auch noch leckeres Mousse
de Papaya auf. Wir fühlen uns wie Gott in Frankreich! Das leibliche
Wohl kommt in diesen Tagen also bestimmt nicht zu kurz. Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes probieren wir es mit Arbeiten, ich meine körperliche Arbeit! Seit langer Zeit haben wir nicht mehr so geschuftet. Also, das war so: Der DED hat zwei "Zweigstellen" in der Nähe von Sapecho. Bei dem einen Haus sollte die Zufahrt frei gemacht werden, was bedeutete, es mußten 2 Bäume gefällt werden. Bei dem zweiten Gebäude war es notwendig, aus Sicherheitsgründen auch einige große Bäume zu fällen. Jetzt kam die Stunde von Torsten, er blühte richtig auf an diesem Tag, ich glaube bei ihm wurden Jungenderinnerungen wach. "Holz machen" mit Onkel Richard, wie vor 20 Jahren. Er machte sich mit der Kettensäge an die gefällten Baumstämme und sägte sie zu Kleinholz. Herbert nennt das "Biomasse-Produktion". Ich dagegen versuchte mich im "Machete-Schwingen". Gar nicht so einfach, und nach einer Stunde Arbeit hatte ich schon 3 Blasen an der Hand. Ganz schön verweichlicht. Einen Tag harte Arbeit, aber gut, es hat unheimlich viel Spaß gemacht. |
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Wieder Abschied nehmen, unsere Route führt uns die nächsten Tage über Caranavi, Yucumo, San Borja, San Ignacio des Moxos bis Trinidad und schließlich weiter bis Santa Cruz. Die Piste hinter Sapecho ist extrem staubig, so daß wir lange Zeit nebeneinander her fahren, bis wir das Tiefland erreicht haben. Ab Yucumo folgen wir einer guten Schotterpiste bis San Borja. Es ist brütend heiß, so daß Torsten während der Fahrt halluzinatorische Vorstellungen von kühlem Bier bekommt. Am nächsten Tag fahren wir über eine Erdpiste, die mit unzähligen Löchern und tiefen Querrillen gespickt ist. Hin und wieder sieht man tiefe Lkw-Spuren, die erahnen lassen, wie die Straße wohl in der Regenzeit aussieht. Ich schätze, unpassierbar, nicht nur für Motorräder. Nichts desto trotz ist es eine tolle Gegend. Wir fahren durch Schmetterlingswolken, passieren Tümpel mit Kaimanen und Wasservögeln (Reiher, Madenhacker, Tuiuius, die größte Storchenart auch Jaribu genannt). Zwei Affen und sogar eine Raubkatze (kleiner Puma?) huschen vor uns über die Straße. Natur pur und das direkt neben der Piste. | |
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Vor
Trinidad müssen wir noch drei Mal Seitenarme und den eigentlichen Fluß
"Mamoré" überqueren, was in einem Land, wie
Bolivien natürlich wieder abenteuerlich ist. Die Überfahrt erfolgt
mit Lanchas, flachen Fährbooten, was ja nicht weiter aufregend
ist. Nur das Auffahren und Verlassen dieser Boote findet wieder
über unsere geliebten "Bretterbohlen" statt. Sie scheinen
uns die ganze Reise lang zu verfolgen. Aber wir wollen / müssen rüber.
Drei Mal fahre ich selbst, von insgesamt 6 Auf- und Abfahrten, bei den Restlichen
muß Torsten assistieren. Geschafft - Trinidad, zurück zu Asphalt
und Zivilisation, was manchmal eine Erholung sein kann. In der kleinen Stadt, im bolivianischen Tiefland wimmelt es von Mopeds, die man herrlich beobachten kann, wenn man in einem der vielen Straßenrestaurants an der Plaza ein kühles Bier (oder einen Radler) zischt. Auf den zweirädrigen Gefährten sitzen natürlich nicht nur eine oder zwei Personen, nein, häufig fährt die ganze Familie mit. Eine weitere Kuriosität der Stadt sind die Faultiere in den Bäumen der Plaza. Mitten in der Stadt kann man sitzend auf der Parkbank, stundenlang ihre Langsamkeit beobachten. |
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Das
letzte Stück unserer Route durchs Tiefland gestaltet sich sehr langweilig.
Sollten wir doch froh sein, Asphalt unter den Rädern zu haben, so ist
es doch eintönig, 500km fast geradeaus zu fahren, und nur gerodetes
Land neben der Straße zu sehen. Teilweise ragen nur noch "schwarze
Baumstumpen" aus schwarzer, verbrannter Erde. Einzige Tiere, die
uns kilometerweit begleiten sind Rinder, Rinder, Rinder. Echt trostlos!
Doch ein Highlight haben wir noch auf den letzten km vor Santa Cruz erlebt. Die Übernachtung auf der Finca "Don Reyes", wo wir unser Zelt direkt neben der Lagune, die zur Finca gehört, aufschlagen. Nach erneut schweißtreibendem Tag stürzen wir uns natürlich sofort in die kühlen Fluten. Klasse Erfrischung! Später genießen wir bei Spaghetti, Moskitos und Repellent, aber (leider) keinem Bier, den lauen Abend am Wasser. Was für ein Land, so viele verschiedene Gesichter!!! Tags drauf erreichen wir Santa Cruz. |
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