20. - 31.05.2002: Endlich Ecuador (Torsten, Ricarda)

Es ist abends 22:00 Uhr, als wir nach 2 ½- stündigem Flug von Panamá-City Quito in Ecuador erreichen. Quito liegt auf 2850m Höhe und ist die zweithöchstgelegene Hauptstadt des Südamerikanischen Kontinents.
Unsere Taxifahrt durch die Stadt dauert eine knappe Stunde, wir suchen nach einer passenden, netten und günstigen Herberge, und landen schließlich in dem französisch geführten "L´Auberge-Inn".
Die Zimmer sind sehr gepflegt, mit eigenem Bad (und Warmwasserdusche), für 15 US-$ pro Nacht. Am nächsten Morgen erwarten uns mehrere nette, kleine Überraschungen: erstens gibt es eine verglaste Terrasse (wintergartenähnlich) mit Blick über einen Teil Quitos; zweitens wird an eben jener Stelle leckeres Frühstück, mit verschiedenen, uns (noch) gänzlich unbekannten Früchten für 1,5 - 4 US-$ serviert; drittens gibt es einen geschlossenen Patio (Innenhof) mit kleiner Gartenanlage, viertens existiert ein gemütliches Kaminzimmer und fünftens arbeiten in der Herberge sehr nette, hilfsbereite EcuatorianerInnen.

Unsere erste Unternehmung führt uns in Quitos Altstadt "Quito antiguo". Die gesamte Stadt verbreitet viel Hektik. Unzählige Busse drängeln stinkend, qualmend, hupend und laut durch enge Gassen. Direkt durch die Altstadt fährt allerdings nur der "El Trole" (Elektrobus). Das zum "World Heritage" zählende Quito antiguo weist natürlich viel alte Bausubstanz im Kolonialstil auf. Wegen des alltäglichen (für Quitorianer normalen) Smogs, der sich über die gesamte Stadt ausbreitet, sind jedoch viele der alten Gebäude in erbärmlichem Zustand, sehen mitgenommen und heruntergekommen aus.

Am 1. Tag war es schon heftig die Armut zu sehen. Kleine Kinder die betteln, die dir die Schuhe putzen wollen, die dir Kaugummis verkaufen wollen, alte Menschen, die heruntergekommen aussehen. Trotzdem, mir gefällt die Stadt, die bis an die steilen Berghänge hinauf klettert, und über Hügel auf und ab geht. In der Altstadt sind mehrere Straßen voll mit Verkaufsständen. Die kleinen Idigenas, sie sind wirklich klein - ich komme mir wie eine Riesin vor - verkaufen an den Straßenecken Bohnen, Mais, Weintrauben, oder auch mal alles Mögliche was man so braucht oder nicht braucht. Viele der eben genannten Frauen sind traditionell gekleidet. Sie tragen bunte Röcke, Hüte, oft keine Strümpfe, eine Art Umhang und haben einen Korb oder ein Kind auf den Rücken geschnallt.

 

In einer kleinen Gasse treibt es uns in ein kleines, typisches Straßenrestaurant, wir bestellen 2 "Almuerzos" (Mittagessen) mit Saft, für 1,25 US-$. Draußen auf der Straße beginnt es zu tröpfeln, schnell schüttet es hektoliterweise Regen vom Himmel. Nach 15 Minuten sind die Straßen überflutet. Taxis jagen durch die Gassen, ihre "Bugwellen" spritzen bis in das offene Straßenlokal, Passanten auf den Bürgersteigen versuchen, diesen überschwappenden Wellen zu entgehen. Nach einer halben Stunde sind die Straßen verstopft - sowohl vom Wasser, als auch von den gelben Taxis. Fast 2 Stunden sitzen wir kopfschüttelnd und ein bißchen ratlos in dem Restaurant, dann wird es uns zu langweilig. Wir steigen in das nächste freie Taxi und fahren sagenhafte 45 Sekunden, die nächsten 30 Minuten allerdings "stehen" wir uns im Taxi durch das Verkehrs-Chaos - immerhin sitzen wir dabei im Trockenen. Zu Fuß hätten wir die gleiche Strecke sicherlich leicht in 5 Minuten geschafft, allerdings nur auf Kosten der trocknen Kleidung.

Zurück in der Herberge kümmern wir uns um einen Spanischkurs. In Quito sollen Kurse angeblich gut und günstig sein. "El profesor" Milton kommt am nächsten Vormittag sogar zu uns in die Herberge, und wir bekommen einen guten Preis von 4 US-$ pro Stunde für 2 Personen!! Die nächsten 5 Vormittage sind jeweils mit 4 Stunden gutem spanisch ausgefüllt, so daß wir nachmittags zu keinen großen Aktionen mehr fähig sind. Wir organisieren uns lediglich einen 5-tägigen Bootstrip für die Galapagos-Inseln, stöbern durch Buchhandlungen und kaufen ein paar Kleinigkeiten zu essen ein. Ärgerlicher Zwischenfall: Der Akku meines Notebooks hat seinen Geist aufgegeben, ich habe noch überhaupt keine Ahnung, wie ich an einen Neuen herankommen soll!

Nach eine knappen Woche verlassen wir sonntags Quito und das Hochland und fahren mit einem 5-Sterne-Nachtbus 8 Stunden für 9 US-$ nach Guayaquil an die Südwestküste Ecuadors. In Guayaquil sollten donnerstags zuvor unsere Motorräder per Direktflug aus Panamá-City angekommen sein. Guayaquil gilt allgemein als nicht so ganz sicher, immerhin ist sie mit 4 Mio. Einwohnern auch größte Stadt des Landes. So sind wir froh, eine gute und sichere Unterkunft am Stadtrand und in Flughafennähe gefunden zu haben. Die franco-kanadierin Isabelle hat erst im letzten Dezember das erste "Bed & Breakfast" in Guayaquil eröffnet. Ihr "DreamKapture" ist eine Oase in der lärmenden Großstadt, und für 10 US-$ pro Person und Tag ist das Frühstück inbegriffen. Sehenswert ist in Guayaquil die neue, moderne Hafenpromenade, der "Malecón 2000", an dessen Ende sich das Künstlerviertel "Las Peñas" anschließt.


Wir brauchen 2 ½ Tage für die Abwicklung der Zollformalitäten, bis wir unsere Motorräder aus dem Zoll bekommen. Die ganze Prozedur ist ähnlich der in Costa Rica, nur das wir dieses Mal unsere "Carnets de pasaje" (Internationales Zolldokument für Fahrzeuge) benötigen. Es wird also Mittwoch Nachmittag, bis endlich 2 Gabelstapler unsere Kisten mit den Motorrädern und dem Gepäck auf dem Hof des Zollwarenlagers abstellen. 5 - 8 Männer stürzen sich sogleich auf die Kisten und wollen sie auseinanderreißen, zum Glück ohne Erfolg, die Kisten sind gut verschraubt. Ich bringe erst einmal etwas Ruhe in die aufgewühlte Menge: "Tranquilo, tranquilo...". Dann "zaubere" ich ein ausgeliehenes Verlängerungskabel und eine Stichsäge aus meinem Rucksack heraus. Strom zu bekommen, hatte ich bereits vormittags arrangiert, nun kann es also losgehen. Eine Traube von 60 - 70 Leuten, darunter viele neugierige Zollbeamte, die unsere Papiere ausgestellt hatten, sind mittlerweile um unsere Kisten versammelt, und wahnsinnig gespannt (wie auch wir selbst!). Ricarda und ich haben sofort entschieden: "Erst das eine Motorrad komplett aus der Kiste herausholen, die Alukoffer daran befestigen und abschließen. Danach ist erst das andere Motorrad dran, und immer versuchen, den Überblich zu behalten." Leichter gesagt, als getan...

Die Stichsäge hat ihre liebe Mühe, sich durch die harten Teakholzbretter zu kämpfen, doch langsam und stetig geht es voran. Einige Männer helfen, die Bretter von den Außenbalken zu reißen. Alles klappt tadellos, nach 1 ½ Stunden schweißtreibender Arbeit bei 32°Grad sind die Motorräder bepackt und abfahrbereit. Unter lautem Gejubel tuckern wir hupend vom Zollgelände - gleich direkt hinein in Guayaquils Verkehrsgewühl.
Erst einmal zur nächsten rettenden Tankstelle, tanken und versuchen, sich zu orientieren. Zufällig sind wir doch auf der richtigen Straße gelandet, die uns direkt zu unserer "B&B-Pension" führt. Dort können wir die Motorräder im noch nicht ganz fertiggestellten Nebengebäude im "Aufenthaltsraum" sicher für die nächsten 10 Tage parken, denn schließlich fliegen wir in 2 Tagen auf die Galapagos-Inseln (Fortsetzung nicht verpassen...).

   
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