04.07. - 18.07.02: ARUTAM: Spirit of the Jungle (Torsten) | ||
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Den netten, kleinen Ort Baños
verlassen wir morgens bei leichtem Nieselregen und fahren nach Osten "hinunter"
Richtung Puyo in den Dschungel. Die asphaltierte Straße endet
nach weniger als 10km vor einem Tunnel. Das trübe Nieselwetter und
der feine Regen haben die nun folgende Schotterstraße rutschig -
schmierig gemacht.
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Die Menschen sind sichtlich über unser Erscheinen und Anhalten verwundert! Wir erkundigen uns nach "Ernesto Vargas". Ernesto, ein Mann von etwa 50 Jahren, eilt herbei. Er ist sehr aufgeschlossen, freundlich, nett und spricht gut verständliches spanisch. Seine Familie gehört dem Stamm der Shuar an. "Ob wir eine Dschungeltour machen möchten?" fragt er uns als erstes. "Si claro" antworte ich, "deshalb sind wir ja hierher gekommen". Kein Problem, wir können die erste Nacht in seinem "casa" schlafen und unsere Sachen, inklusive Motorrädern, sicher dort unterstellen. Das "casa" ist zwar weniger als 80m von der Schotterpiste entfernt, sehen kann man es allerdings nicht, und auch den Pfad durch die mehr oder weniger dichte Vegetation muß ich erst einmal begutachten. Und siehe da, an einer Stelle stehen drei Bäume so dicht beisammen, daß wir mit den beladenen Motorrädern auf keinen Fall hindurch passen würden. Ernesto zeigt mir einen anderen Pfad. Der ist deutlich breiter, dafür aber auch deutlich matschiger. Aber gut, schnell sind ein paar schmale Bretter zusammengesucht und über die tiefsten Matschpassagen verteilt. "So könnte es schon klappen" stimme ich Ernesto zu. Schwungvoll schieße ich mit meinem Motorrad über die Planken und "suche" mir anschließend meinen Weg durchs Unterholz zum "casa". | |
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Als nächstes kurve ich
Ricardas Motorrad ebenfalls über die "Holz-Brücken"
und parke es gleichfalls vor dem "Haus". Es ist eine einfache
Bambushütte mit nach oben offenen Wänden und einem Palmendach.
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Der nächste Morgen begrüßt
uns mit Regen und "waschküchen-grauem" Himmel. Vorsorglich
besorgt Ernesto schon einmal Gummistiefel für uns, das seien die
besten "Wanderschuhe" für den Dschungel. Bis 11:30
Uhr harren wir an unserem - immer noch, oder schon wieder - qualmenden
Feuer aus, dann läßt der Regen langsam nach. Wir ziehen unsere
regendicht verpackten Rucksäcke auf, zwei von Ernestos Kindern begleiten
uns. Es geht quer durch den feucht-nassen Urwald, Ernesto schlägt
immer wieder mit der Machete einen Weg frei. Zwischenzeitlich hat es aufgehört
zu regnen.
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Wir erreichen das "pequeña casa", die beiden Jungs entzündeln sofort ein Feuer, während der Vater die Zutaten für das Essen präpariert. Über dem Feuer wird ein großer Topf Wasser gekocht - für Tee. In einem weiteren werden Nudeln, Baumpilze (kurz zuvor gesammelt) und die "palmitos" zubereitet. In einem dritten werden die (ebenfalls soeben gesammelten) Kochbananen 30 Minuten weichgekocht. Daraus ergibt sich die heutige Menü-Zusammenstellung: Corazón del palmitos mit Baumpilzen in einem Nudelnest auf zermanschten Kochbananen. Geschmacklich gar nicht mal schlecht, aber vor allem sättigend! Während des Essens beginnt es wieder zu regnen. Wir hängen unser Mosquitonetz unter dem Dach des casas auf, Ernesto richtet ebenfalls die Schlafplätze für sich und seine Söhne her. |
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Eine Weile erzählen wir
von unserer Tour, anschließend weiht uns Ernesto in Sitten und Gebräuche
der Shuar ein: Zwei Frauen zu haben, sei ganz "normal",
und auch die 21 Kinder, die er gezeugt hat, regen ihn nicht weiter
zum Nachdenken an (aber uns...)! Bereits gegen 19:00 Uhr ist es stockdunkel,
alle liegen in ihren "Betten", bald sind nur noch die Geräusche
des Dschungels zu hören...
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Am anderen Morgen - welch Wunder - kein Regen! Die Sonne lacht vom Himmel, wir verabschieden uns herzlich von diesem netten und offenherzigen Volk der Shuar und fahren wieder hinauf in die Berge. Erneut übernachten wir in Baños. Nachdem unsere Klamotten am
nächsten Tag wieder getrocknet sind, fassen wir ohne Umschweife unser
nächstes Ziel ins Auge: Die Küste im Westen! Dort sind
vor ca. 4 Wochen die ersten Wale dieses Jahres gesichtet worden. Wir benötigen
2 Tage für diese kurvenreiche, aufregende, ca. 600km lange
Strecke über Ecuadors Westkordilleren. 80km vor dem Küstenort
"Puerto Cayo" passiert es dann; erst denke ich, "die
Straße hat aber ziemlich viele Spurrinnen", dann sehe ich,
was los ist: Erster Plattfuß am Hinterrad - und das nachmittags
um 15:00 Uhr! Ein 10cm (!) langer Nagel steckt im Reifen und hat dem Schlauch
- neben einem einfachen Loch - böse zugesetzt. Wir packen sämtliches
Werkzeug aus und mühen uns 2 Std. lang mit Schlauch- und Reifenwechsel
ab. Im nächsten Ort (2km entfernt) gibt es - wie fast überall
- einen "Vulcanizador", und ich kann Luft auf den gewechselten
Reifen pumpen lassen. So erreichen wir doch noch kurz vor Dunkelheit Puerto
Cayo. |
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Der
nächste Vormittag wird von einer unvergesslichen 3-stündigen "whale-watching-tour"
bestimmt. Unser Kapitän steuert zufällig auf eine Gruppe von 4
oder 5 Wale zu, die um das Boot herum und unter durch tauchen. Grandios,
mit welcher Eleganz und Ruhe diese größten Säugetiere der
Welt durch die Ozeane ziehen. Es sind Buckelwale, die sich jedes
Jahr vor Ecuadors Küste zur Paarungszeit einfinden. In dieser Zeit
sind die Wale "besonders gut drauf" und mit viel Glück kann
man den einen oder anderen aus dem Wasser "springen" sehen.
Wir hatten ein bischen Glück, konnten wir doch einen springen sehen,
aber nur in weiter Ferne. Ricarda konnte leider zwischendurch dieses Schauspiel
nicht so ausgiebig genießen, war sie doch für eine Weile mit
"Fische füttern" beschäftigt... Tags drauf nehmen wir die letzten 200km der "Routa del Sol" unter die Räder und fahren nach Süden zurück nach Guayaquil. Wir verbringen erneut einige Tage im DreamKapture, bevor wir uns noch weiter auf den Weg nach Süden begeben mit unserem nächsten großen Ziel: Peru. |
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