Vorbereitungszeit in Deutschland (Torsten)
traummotorrad

Der Zeitrahmen von Anfang August 2001 bis zum 10. März 2002 war für unsere geplante Unternehmung sehr eng gefasst, zumal wir noch bis Mitte bzw. Ende Januar 02 gearbeitet haben.

Die Motorräder:
Begonnen hatten wir mit der Frage nach 2 geeigneten, gleichen Motorrädern, die leicht und handlich sind und nicht zu groß und wuchtig, da Ricardas Körperlänge bei 165cm endet. Ferner sollten sie möglichst wenig "Schnickschnack", Elektronik und sensible Teile, die leicht kaputt gehen können, haben. Auf jeden Fall wollten wir keine größeren Umbau-Aktionen starten müssen. Nunja, so ein Motorrad gibt es natürlich nicht, und deshalb einigten wir uns auf den Kompromiß mit der Bezeichnung "F650GS".

Leider fasst der originale Benzintank nur 17 Liter Sprit. Es mußte ein Alternative her! Ein Tankumbau der Firma Touratech eröffnete diesbezüglich "Horizonte": 39 Liter Gesamtvolumen sollten nun immer bis zur nächsten Zapfsäule reichen!!!
Die Umbaumaßnahmen gestalteten sich tadellos. Als erstes verbrachte ich 3 Tage in der Garage meines Bruders. Markus schnitt, formte und kantete dicke Alu-Bleche, die wir zum Schutz von Ketten, Bremszylindern und Scheibenbremsen sowie unter die Motorblöcke montierten. Schließlich kamen auch noch die Wasserkühler und Scheinwerfer "hinter Gitter". Mitte Januar quartierte ich mich für 7 Tage in die beheizbare Doppelgarage meiner Eltern ein. Ich mußte die Motorräder doch einigermaßen "auseinander nehmen", um den Benzin-Anschluß der 2 neuen Tanks an den vorhandenen Benzintank realisieren zu können. In zusätzlicher 3-tägiger "Rumprobierarbeit" in der Werkstatt meines Onkels zimmerten wir 2 massive Holzkisten für den Lufttransport, und sägten sie anschließend von den anfänglichen 200cm X 100cm X 120cm auf 185cm X 85cm X 115cm um ca. 600,- DM pro Kiste kleiner. In der Luftfracht ist eben nicht Zeit, sondern Volumen Geld!!!
In der letzten Woche vor unserer Wohnungsräumung haben wir mein Motorrad auch noch in unser Wohnzimmer geschoben: Die letzten mechanischen, elektrischen und elektronischen Features (Diebstahlsicherung für GPS, Anschluß für Akkuladegerät, Einbau der Alarmanlage) erforderten viel Klein- und Anpassungsarbeit.

Am 8.3.02 war es dann soweit: Wir fuhren die Motorräder mit dem Transport-Anhänger zum Frankfurter Flughafen. Die 2 Holzkisten waren so konstruiert, daß sie in Einzelteilen ebenfalls in den Anhänger passten. Zu dritt - mit Ricardas Vater - montierten wir in 5 Stunden die Kisten und verpackten die Motorräder transportfertig. Schließlich gaben wir noch eine 75kg-Kiste mit Werkzeugen, Helmen, Motorradklamotten, -stiefeln und diversem Gepäck auf. Wir waren, sind und bleiben gespannt, was davon ankommen wird...

 

Der Papierkrieg:
Unser Resumé vorab: Je mehr Informationsquellen wir zu Rate zogen, desto unterschiedlicher und gegensätzlicher waren die Aussagen! Wer´s nicht glaubt, sollte hier weiterlesen...

Es fing mit der Frage an, ob wir ein Carnet de Passages (eine Art Ausweis für Kfz) brauchen. "Ja" und "Nein", "Vielleicht", "Kann sein", "Eventuell" - wir jedenfalls haben uns welche besorgt (Kostenpunkt "nur" 250,- DM / Stück, von den Bankbürgschaften ganz zu schweigen...).

Ich telefonierte mehrfach mit der Costaricanischen Botschaft in Berlin um zu erfahren, welche Dokumente wir wohl besonders für die Motorräder benötigen würden. Tja, "er" wisse es nicht so genau, aber eine "Bescheinigung für die Abgase" (Anm. Abgasuntersuchung gibt es nicht für Motorräder) und eine "Bestätigung der Industrie- und Handelskammer" seien bestimmt notwendig. Zusätzlich teilte er mir mehrere Fax-Nummern der Costaricanischen Zollämter in San José mit. Wir schrieben an verschiedene Zollämter, erhielten aber nur eine Antwort mit dem Ergebnis, daß für die Motorräder die gleichen Einreise-Bestimmungen gelten, wie für uns, und alles andere wisse die Spedition... Gut!

4 Wochen vor unserem Abflug wendeten wir uns mit konkretem Transportauftrag an die Spedition Thiel - AS Logistics in Kelsterbach. Neben der üblichen Reisedokumente benötigten wir Führerscheine (auch Internationale), die Kfz-Papiere (möglichst auch Internationale) und das "certificate of origin" - das "Ursprungszeugnis". Wie der Name schon sagt, es bezeugt den Ursprung der Ware (Motorräder). Zum Glück haben wir uns für 2 deutsch-stämmige Motorräder entschieden und nicht für japanische Maschinen!!! Das Ursprungszeugnis bekamen wir tatsächlich von der IHK, wobei die zuständige Sachbearbeiterin nicht verstand, was und wofür wir diese Dokumente brauchen würden. Freundlicherweise stellte sie uns ein Zeugnis für beide Fahrzeuge aus, welches zumal auch für 5 € sehr preiswert zu bekommen war. Hoffentlich nutzt es auch etwas!

Ganz im Gegenteil zum "Weiterflugticket": Wir konnten im Reisebüro nur ein one-way-ticket kaufen, da Rückflugtickets nur 6 bis maximal 9 Monate gültig sind. Zur Einreise nach Costa Rica benötigt man allerdings ein Rück- bzw. Weiterflugticket. Warum - no sé!
Zum Einchecken am Frankfurter Flughafen müssen wir also noch vor Ort am Iberia-Schalter ein weiteres Flugticket kaufen. Wir fliegen also pro forma am 30.03. weiter nach Panamá-City. Aber was für eine Farce: Lediglich bei der ersten Gepäckaufgabe in Frankfurt wirft eine Mitarbeiterin der Fluggesellschaft einen 3-sekündigen Blick auf diese Ticket. Das war´s! Dafür mußten wir weitere 594,30 € berappen. Einziger Trost: In Costa Rica sollen wir das Ticket angeblich ohne Bearbeitungsgebühr zurück geben können... Wer weiß!


Bis Mitte Februar wußte ich nicht, daß es einen "Internationalen Fahrzeugschein" gibt. Be(un)ruhigend, daß selbst die Beamten in der Kfz-Zulassungsstelle erst einmal auch nicht mehr wissen. Nach vielen Erklärungen bekam Ricarda jemanden ans Telefon, der von so einem Schein bereits gehört hatte. Sie müsse nur ihren Kfz-Schein, ihren Führerschein und Personalausweis mitbringen, dann würde sofort ein Internationaler Fahrzeugschein ausgestellt. Am nächsten Tag kam sie frustriert von der Zulassungsstelle zurück, es hatte noch die"Internationale Grüne Versicherungskarte" gefehlt. Tags drauf fuhr sie persönlich zu ihrer Versicherung und besorgte sich die Grüne Versicherungskarte. Mit sicherem Gefühl, nun alle Unterlagen beisammen zu haben, legte sie die Papiere der Zulassungsstelle auf den Tisch: "Grüne Versicherungskarte - was sollen wir denn damit? Die brauchen wir hier nicht!"

Da mein Motorrad in einem anderen Landkreis angemeldet ist, wollte ich vorab telefonisch genau klären, welche Unterlagen diese Zulassungsstelle benötigen würde: "Internationaler Kfz-Schein?! Sie meinen wohl Internationaler Führerschein! Ja den bekommen sie hier, aber Internationalen Kfz-Schein habe ich noch nie gehört!" Aha, denke ich - Spitzenklasse, unsere Bürokratie ist auch nicht besser als die Costaricanische!!!
Ich erkläre dem Mann am anderen Ende, daß meine Partnerin in einem anderen Landkreis einen Internationalen Fahrzeugschein bekommen würde. Ja, dann solle ich doch in der nächsten Woche nochmals anrufen, und ihm erklären, wie dieser Schein aussehe, er sei sehr gespannt. Aber heute ist ja schon Freitag, und es ist bereits fast 12.00 Uhr!
Montags rufe ich ihn also wieder an und beschreibe das Aussehen Ricardas Internationalen Kfz-Scheins. "Ach so, ja so sieht der aus. Ja den können sie von uns auch bekommen. Kostet 10,20 €." Bleibt mir nur noch zu erwähnen, was auf dem Deckblatt dieses kleinen Heftchens steht: "Internationaler Fahrzeugschein".

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