25.06. - 03.07.02: Auf Umwegen zum Dschungel (Ricarda) | ||
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Die Fahrt führt uns heute vom Vulkan Chimborazo über einen Pass Richtung Norden nach Latacunga. Ab der Passhöhe umschließt uns dichter Nebel und es wird empfindlich kühl doch wir schaffen es, und nähern uns langsam, aber stetig dem Städtchen Latacunga. Wieder einmal müssen wir mitten durch das "Centro", um ein bestimmtes Hostal (Tipp eines Paares aus Israel) zu finden. Die Gassen sind besonders eng und es ist 16 Uhr nachmittags, sozusagen "rush hour" in Latacunga, was die Sache keineswegs leichter macht. Nach mehreren Fehlversuchen stehen wir plötzlich, ohne so recht zu wissen, wie wir es geschafft haben, direkt vor dem gesuchten Haus. Abladen, Ausruhen! Wir fragen uns am Abend, ob
wir den "Quilotoa Circuit" in Angriff nehmen sollen oder
nicht? Bei Nebel lohnt es sich leider nicht, 172km durch die Berge zu
"eiern", aber laut Reiseführer soll es bei guter
Sicht gigantisch sein. Wir vertagen unsere Entscheidung auf morgen. |
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Wir fahren weiter und über
viele Haarnadelkurven, schrauben wir uns hinauf in die Höhe. Der
Cotopaxi (Vulkan mit 5897m) gibt im Osten ein wenig von seiner
gigantischen Größe preis, hält aber leider seine Spitze
"schamvoll" in Wolken versteckt. Die Sonne lacht vom Himmel
herunter und das Fahren macht richtig Spaß. Die Aussicht ist gigantisch,
Dörfer werden seltener, nur noch vereinzelt tauchen Indígenas
mit Schafen oder Schweinen auf. Längst hat sich die Teerstraße
verabschiedet und ist von Schotter abgelöst worden. Nach dem Ort
Zumbahua erreichen wir einen sandigen Canyon. Die Vegetation hat
sich total verändert. Es ist zunehmend trockener und sandiger geworden.
Viele Kakteen stehen am Rand des Weges und bei den kleinen Hütten
der Einheimischen bilden sie sogar richtige Hecken. Es scheint
gerade Erntezeit für Korn zu sein. Überall wird auf den kleinen
Feldern fleißig gearbeitet. Die kleinen Indígenas schleppen
große Bündel geschnittenes Korn auf dem Rücken nach Hause.
Bei jedem (Foto-)Stop rennen Kinder herbei. Manchmal verschenken wir ein
paar Buntstifte, die wir vorsorglich für solche Gelegenheiten
gekauft haben, obwohl die Kinder natürlich immer nach Geld fragen. |
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Am nächsten Tag wiederholt sich das Gleiche noch einmal. Endlos zieht sich die Fahrt. Es geht bergauf, bergab, bergauf und bergab. Keine Ende in Sicht. Dazu kommen chaotische Busfahrer, die uns sogar bei eigentlich nur einspuriger Fahrbahn mitten in einer scharfen Kurve überholen. Es gilt das Recht des Stärkeren. Ich kann nicht mehr, aber nach einer kurzen Pause geht es mir wieder besser. Nach 3 ½ Stunden haben wir den Rest des "Quilotoa Cirquits" geschafft und es bietet sich uns ein totales Kontrastprogramm, die Panamericana. Der 4-spurige Highway nach Quito ist erreicht. Quito, die Hauptstadt
Ecuadors hat uns wieder. Wir machen ein paar Tage Pause, zum Einkaufen,
e-mailen, Lesen, Abhängen. Wir treffen zufällig Jeff und Marie
wieder (beide sind Engländer, wir hatten sie schon einmal kurz in
Quito und auf den Galapagosinseln getroffen). Es entwickelt sich ein netter
Kontakt mit den Beiden, so daß wir viel Spaß miteinander haben. |
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30. Juni 2002 - na, klingelt es bei allen deutschen Lesern? WM - Finale!!! Wir stehen um 6 Uhr morgens auf und sitzen zwischen lauter Franzosen in unserer Herberge "L' Auberge Inn" vor dem Fernseher. Es fühlt sich komisch an, kommen doch gar keine Heimatgefühle auf. Ohne Freunde und Bekannte ist so ein Fußballspiel irgendwie nicht so aufregend. "Buhuhu, wo seid Ihr denn alle???" Na, wir haben es überlebt.
Wir beide gehen heute getrennte Wege. Keine Angst wir haben keinen "Ehekrach",
nein nur unterschiedliche Interessen. Torsten fährt zum Vulkan Cotopaxi,
während ich mich aufmache, zur Fotosession in die Altstadt von Quito
und die "freie Zeit" genieße. Wie sich das anhört
"freie Zeit", ich habe doch die ganze Zeit frei, aber es ist
anders, ob man ein paar Tage an einem Ort verweilt, oder ob man jeden
Tag weiterzieht. Zum Stichwort "Weiterziehen", wir wollen uns
noch den Dschungel von Ecuador anschauen. Dazu starten wir am 02.Juli
in den "Oriente", was bedeutet, von Quito in Richtung
Osten abbiegen. Unser Tagesziel heißt "Papallacta".
Ein Ort auf 3900m Höhe, aber mit heißen Quellen, in denen wir
am späten Nachmittag ausgiebig baden gehen, und zwar bei dichtem
Nebel und nur sehr niedrigen Außentemperaturen. Wir sind nicht alleine
hier, zwei Deutsche leisten uns Gesellschaft, Ulli und Alex aus Dresden.
Gemeinsam schlagen wir am Abend unsere Zelte "im Garten" der
Nobelherberge auf. Unsere Geldbeutel sind zu schmal ausgefallen, können
und wollen wir nicht die 70 US-$ für die Nobelherberge bezahlen.
Gemeinsam verbringen wir einen netten Abend und leider trennen sich unsere
Wege so schnell wieder, wie sie sich getroffen haben. Leider! Die beiden
wollen in die Berge, sie sind hauptsächlich zum Wandern hier und
wollen dann weiter nach Peru. Unsere Route sollte uns heute eigentlich
über "Baeza" nach "Tena" führen,
aber es kommt alles ganz anders. |
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Nach
Papallacta wird es üppiger und grüner, mit Palmen, Farnen, Bromelien
usw. am Wegesrand, der Dschungel naht. Leider gibt es auch einen breiten,
kahl geschlagenen Streifen. Alles ist aufgewühlt und sehr schlammig.
Anscheinend wird dort gerade an einer Pipeline gebaut. Daher begleiten uns
auf der Schotterstraße viele Lkw mit Baumaterial. Mir gefällt
es bisher gar nicht hier. Plötzlich passieren wir eine lange Schlange
wartender Lkw. Zunächst denken wir uns nichts dabei, aber an einer
besonders engen Stelle wendet gerade ein "Pickup" und der Fahrer
ruft uns etwas zu. Haben wir das gerade richtig verstanden? Es geht hier
nicht mehr weiter? Was hat das zu bedeuten? Was hat er gesagt, die Brücke
ist unpassierbar? Was ist hier los? Wir fahren noch ein Stückchen weiter,
das müssen wir uns näher ansehen. Viele Menschen laufen umher,
kommen uns entgegen, verkaufen Getränke und Essen, es herrscht ein
ziemlicher Trubel. Mir wird es zu eng hier, so daß ich anhalte. Torsten
fährt alleine bis vor zur Brücke. Er berichtet mir über Funk,
was passiert ist. Ein Lkw mit vollem Bitumen-Tank ist der Länge
nach mit der rechten Seite in die Brücke gestürzt. Die Metallplattenkonstruktion
der Brücke hat sich wohl gelöst. Die Platten liegen jetzt tief
unten im Fluß. Wie wir so langsam erfahren und mitbekommen, ist der
Unfall wohl schon gestern Nachmittag passiert, aber bis jetzt hat sich an
der Unfallstelle nicht sehr viel getan. Im Moment wird versucht, mit einer
Minipumpe den Laster leer zu pumpen. Angeblich ist auch schon "schweres
Gerät" zur Bergung unterwegs. Wie das allerdings bis zur Unfallstelle
gelangen soll, ist mir ein Rätsel, denn die teilweise sehr schmale
Schotterstraße ist mittlerweile ein 2 km langer Parkplatz geworden.
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Wir überlegen hin und her. Warten oder nicht warten, das ist hier die Frage. Wir beschließen umzukehren, und 250km südlich über den Ort "Baños" in den Dschungel zu fahren. Dann rollen wir das Feld eben "von hinten" auf. Also zurück in Richtung Quito, aber wir fahren bis nach Macchachi (ca. 40 km südlich von Quito) und übernachten in einer wunderschönen Hacienda mit dem Namen "Papagayo". Es ist ein altes Gemäuer, liebevoll hergerichtet. Ein Traumhaus, wie es mir auch gefallen würde. Der jetzige Mieter, übrigens ein Israeli, hat versucht Altes zu erhalten und trotzdem kostengünstig zu bleiben. So kann er auch an junge Leute (wie wir) zu einem guten Preis Zimmer anbieten. Es ist nicht alles perfekt, vieles ist sehr einfach geblieben. Trotzdem haben einige Zimmer neue kleine gußeiserne Holzöfen bekommen. Wir machen es uns in unserem Zimmer muckelig warm (immerhin sind wir 3100m hoch) und haben einen super gemütlichen Abend nach einem langen Tag mit "ein paar kleinen" Problemchen. Tags drauf fahren wir über
die Panamericana nach Süden und biegen schließlich nach Osten
Richtung Baños ab. Langsam aber sicher nähern wir uns nun
dem Dschungel... |
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