03.-09.04.2002:
von Vulkan zu Vulkan (Ricarda) |
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Nach den Oster-Feiertagen in
Nicaragua besuchen wir zunächst den Parque Nacional del Volcàn
de Masaya. Rechts und Links der Zufahrtsstraße ziehen sich erkaltete
Lavaströme entlang. Teilweise sind es große Brocken, aber in
den Zwischenräumen wachsen schon wieder unterschiedliche Pflanzen.
Die Natur holt sich die "Erde" zurück.
Ab und an zeigen Schilder an, bis wohin die Lavaströme bei den Ausbrüchen
geflossen sind. Der "Santiagokrater" ist der größte
und er ist auch noch aktiv, so daß es wieder instensiv nach Schwefel
riecht. Die Gase legen sich irgendwie in die Kehle und bleiben einem eine
ganze Weile erhalten. Das wird wohl nicht gesund sein!!!
Der Krater ist wirklich riesig, faszinierend. Anscheinend hat es früher
mehrere Kraterseen gegeben, die aber durch die Ausbrüche verschwunden
sind. Sichtbar geblieben sind mehrere Stufen, in denen der Krater immer
tiefer hinab steigt. Leider können wir nicht in den Schlund hinein
schauen, da im Moment nur eine Seite des Vulkans für Besucher geöffnet
ist (zu heftige Schwefeldämpfe). Also laufen wir ein ganzes Stück
weiter und begnügen uns mit einem kleinen inaktiven Nebenkrater,
den wir umrunden, bis wir die Lagune von der Stadt Masaya von weitem erblicken
können.
Masaya!
Die Stadt des Kunsthandwerks in Nicaragua. Der Markt ist in einer alten
Festung untergebracht und es gibt unzählige Gänge mit kleinen
Ständen. Es erinnert mich ein wenig an einen Bazar im Orient. Was
gibt es alles zu kaufen? Holzschalen, Bilder, Taschen aus Krokodilleder,
Hüte, Zigarren, Keramik und das allerwichtigste, Hängematten
bzw. Hängmattensitze in allen Farben und Größen.
Am liebsten würde ich mir gleich mehrere kaufen, aber mit dem Motorrad
läßt sich leider nicht soviel transportieren. Obwohl, für
unseren Hausrat in den Alukoffern wäre es eine tolle Bereicherung.
Na ja, ich gebe mich mit dem "Probeliegen" zufrieden und werde
den Rest der Reise von einer gigantischen Doppelhängematte träumen.
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Für uns heißt es
Abschied nehmen von der Bequemlichkeit hier im "Geologen-Haus"
und von den neu gewonnen Freunden. Solche Abschiede werden wir wohl noch
häufiger erleben in diesem Jahr. Ich bin ein bißchen zwiegespalten,
jetzt soll ich wirklich schon weiterfahren?
Erstmal macht uns die Batterie meines "red devils" einen
Strich durch die Rechnung. Torsten hat seinen Laptop doch ein bißchen
zu lange aufgeladen. Wir schieben die vollbepackte Machine an , müssen
uns aber noch Hilfe holen, bis der Motor in seiner gewohnten Manier vor
sich hin tuckert.
Jetzt aber auf nach Granada!!! Keine Angst wir fahren nicht plötzlich
nach Spanien, auch in Nicaragua gibt es eine Stadt mit selbigen Namen.
In der Hospedaje Central in
Granada machen wir es uns und den Motorrädern gemütlich. Es
geht hier wirklich bunt zu, denn im Restaurantbereich sind alle Stühle
bunt angemalt und auch an den Wänden haben sich die Gäste verewigt
mit Gemälden und Sprüchen. Alles wirkt unheimlich gemütlich
und hat einen ganz besonderen Flair. Die Bilder lassen die Gedanken schweifen
und Fragen aufkommen, bezüglich des Malers oder dessen Botschaft.
In der Stadt ist der spanische Einfluß deutlich zu sehen. Viele
Häuser sind restauriert und in verschiedenen Farben angemalt. Sie
haben Säulen an den Eingängen, mit Stuckverzierungen (ich nenne
es mal so) und große Innenhöfe (Patios) mit Arkadengängen,
wie ich sie z.B. auch aus Cordoba oder Granada (in Spanien) kenne. Außerdem
gibt es Unmengen von Kirchen in der Stadt. Jaja, die Spanier haben "ganze
Missionsarbeit" geleistet. Wir genießen den Abend auf einer
Parkbank am zentralen Platz vor der Kathedrale und schauen, was die Menschen
so tun und lassen.
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Nicaragua
hat eine sehr bewegte Vergangenheit, die ich nicht komplett aufführen
kann und möchte, aber vielleicht kann sich der ein oder andere an den
Bürgerkrieg und Diktator Somoza erinnern. Das folgende Gedicht habe
ich im Reiseführer gefunden: |
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Si ves que las calles son más
anchas,
Si ves que hay flores por todas partes,
Si ves que en las manos de los niños,
En vez de una bomba habita el sueño de los caidos,
Es que hoy cumplimos más de
un año
Es que hoy hemos crecido un poco más
Es hoy esta abierta nuestra casa
En esta Nicaragua liberada
El Aniversario
Carlos Meija Godoy
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If you see the streets getting wider
If you see the flowers blooming everywhere
If you see that in the hands of the children
Instead of bombs they hold the dreams of our heros
It`s because today we`re a year older
It`s because we grew a little more,
It`s because our house is opened to you
In this Nicaragua that is free.
(Translated by Rosa Carlotta Tunnerman-Pereira)
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Unsere
nächstes "Etappenziel" heißt Volcáno Arenal,
was gleichzeitig bedeutet, zurück nach Costa Rica. Unsere Fahrt wird
wieder begleitet vom Lago de Nicaragua und der Silouhette des Vulkans
Conceptión.
Neue Rekordzeit an der Grenze: Wir brauchen diesmal nur 2 Stunden. In La
Cruz biegen wir nach Westen ab zur Peninsula St. Elena, um unser Nachtlager
aufzuschlagen. Leider stellen wir fest, das die Halbinsel übersät
ist mit sogenannten. "Resorts" (Luxusherbergen mit allem "Pi-Pa-Po"),
Unterkünfte, auf die wir allerdings keine Lust haben. Zu guter Letzt
finden wir doch noch einen genialen Campingplatz. Der Haken an der Sache:
Er liegt am Anfang der Halbinsel, so daß wir den ganzen Weg wieder
zurück fahren mußten. Um den eigentlichen Platz zu erreichen,
müssen wir mit den Motorrädern über einen kleinen, aufgeschütteten
Damm balancieren und sind dann an einem Traumstrand. Leider ist es spät
geworden, so daß wir das Meer nicht mehr so richtig genießen
können. |
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Am
Morgen fahren wir weiter. Der Schotterweg zurück zur Interamericana
ist (über Nacht) nicht besser geworden, doch dafür bläst
der Wind zusätzlich kräftig von der Seite, so daß ich ganz
gewaltig durch die Gegend "torkele", aber nicht zu Fuß,
sondern mit dem Motorrad, was sich auf Schotter nicht so gut macht.
Der Weg führt uns über Liberia, Cañas hinauf in Hochland
bis nach Tilaran. Die Landschaft hat sich verändert, es ist lange nicht
mehr so trocken. Bisher haben die Farben braun und gelb (vertrocknetes Gras)
die Natur beherrscht. Da wir jetzt an Höhe gewinnen, wird es immer
grüner. Schön! Die "Laguna de Arenal" (Stausee)
liegt uns zu Füßen. Um zum Arenal zu gelangen, müssen wir
den See zu ¾ umrunden, dazu reiht sich Kurve an Kurve. Lange nicht
mehr soviele Kurven gefahren, es macht richtig Spaß, obwohl man auch
zusätzlich auf die vielen Schlaglöcher achten muß. Wir tuckern
bergauf und bergab (beinahe wie im Odenwald) und genießen die schöne
Aussicht.
Der Arenal rückt immer näher und entpuppt sich als klassischer
Vulkan, so wie man sich einen Vulkan vorstellt. Spitzer Kegel inklusive
Rauch-wolke um den Gipfel. Der Arenal ist erst seit 1968 wieder aktiv.
Plötzlich bleibt ein Auto vor uns stehen. Auf der Straße tummelt
sich eine Familie von Pizoten - waschbärähnliche Tiere, mit langem
Schwanz, der auch gestreift ist, einer langen Nase (ein kleiner Rüssel),
braunem Fell und heller Zeichnung um die Augen - herum. Es sind drollige
Tierchen. Sie scheinen schon häufig Kontakt mit Menschen gehabt zu
haben, denn sonst wären sie nicht so zutraulich.
Wir finden einen Campingplatz direkt am Fuße des Vulkans und das Beste
ist, wir sind ganz alleine hier. Zur Begrüßung donnert, kracht
und rumpelt und der Berg heftig. In der Nacht wiederholt sich das Spektakel,
wir krabbeln aus dem Zelt und können an einer Flanke rotglühende
Lava hinabgleiten sehen, gefolgt von einem Geräusch, das einem Steinschlag
bzw. rutschendem Gröll ähnelt. Den ersten Ausbruch haben wir also
live miterlebt.
Wir bleiben 3 Tage und hoffen, weitere, größere Ausbrüche
sehen zu können, aber der Berg hüllt sich in Wolken. So machen
wir großen Waschtag und leben in den Tag hinein. Leider bleibt uns
der Blick auf einen wolkenlosen Gipel des Arenal verwehrt. |
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