 |
Wir fahren also wirklich los,
kaum zu glauben. Es geht erst einmal nach Westen (!), Richtung Puntarenas
und zur Halbinsel Nicoya. Die "rote Möhre" ist jetzt ein
wenig schwerfällig mit dem ganzen Gepäck. Ich habe nicht geglaubt,
daß wir wirklich alles unterkriegen. Torsten meint, das Moped liegt
auf der Straße wie ein plattgefahrener Frosch und ist dabei gleichzeitig
so wendig wie ein überfüllter Kleiderschrank. Aber es macht
richtig Spaß, endlich loszufahren. Da wir spät dran sind, brummen
wir nur noch bis Mata de Limón und übernachten in einer Cabina.
Erst als wir essen gehen, stellen wir fest, das wir sozusagen schon das
Meer erreicht haben. Endlich gibt es frischen Fisch auf unserem Speiseplan.
Am nächsten Morgen heißt
es wieder packen, aufsitzen und schwitzen. An alle drei Dinge werden wir
uns wohl in der nächsten Zeit gewöhnen müssen. Nach kurzer
Fahrt bis Puntarenas setzen wir mit der Fähre über auf die Halbinsel
Nicoya. Es ist eine kleine Fähre, so daß wir mächtig rangieren
müssen bis die Mopeds möglichst platzsparend verstaut sind.
Die Fährleute helfen fleißig mit und stellen natürlich
viele Fragen zu Mensch und Material. Die meisten Kommentare der Ticos
lauten "bonito", "muy grande", "muy caro"
usw. Es stellt sich übrigens heraus, das die Fähre 1968 in Husum
gebaut wurde. Wir tuckern gemütlich über den Golf von Nicoya,
fahren auf der Halbinsel noch ca. 800 m auf Asphalt und brutzeln danach
für knapp 2 Stunden in der Hitze auf grobem Schotter bei maximal
40 km/h.
Nach Torstens Angaben in Deutschland
zu urteilen, dachte ich immer, Costa Rica sei für uns zum "Eingewöhnen",
aber jetzt geht es doch gleich ans "Eingemachte". Off road !!!
Erstaunlicherweise klappt es ganz gut. Unser Ziel ist Mal País,
was am südwestlichen Zipfel der Halbinsel liegt. Am späten Nachmittag
ist es geschafft. Ich kann nur sagen die Mühe hat sich wirklich gelohnt,
paradiesische Strände und ein Campingplatz direkt am Meer. Torsten
hat tatsächlich den Platz wieder gefunden, auf dem er vor 9 Jahren
während einer geologischen Exkursion der Uni Stuttgart ein paar Tage
verbracht hatte. Wir machen erst einmal "Faulenzia" am Strand,
besuchen den National Park Cabo Blanco und lassen es uns rundherum gut
gehen.
|
|
Nach 4 Tagen brechen wir die
Zelt(e) ab, denn wir wollen entgegen der eigentlichen Planung (Südamerika)
nach Nicaragua fahren, um Steffen, einen ehemaligen Studienkollegen von
Torsten zu besuchen. Steffen arbeitet dort gerade an einem Projekt, mehr
dazu kann dann der Spezialist in Sachen Geologie, Torsten, später
erzählen.
Der Tag entpuppt sich als echter Härtetest. Nach 6 km endet die Küstenstraße
am Sandstrand. Angeblich soll der Weg nur kurz über den Strand führen,
und mit dem Motorrad sei das überhaupt kein Problem. Pustekuchen:
Es sind über 3 km und wir legen die Maschinen 1 bzw. 3 Mal in den
tiefen, weichen Sand. Zum Glück passiert nichts Tragisches. Nach
2 heftig-schwitzigen "Sauna-Stunden" in voller Motorrad-Montur
in praller Sonne haben wir es geschafft und brauchen dringend eine Pause.
Wenige Kilometer weiter legt sich Torsten zum Abkühlen in einen Fluß,
den wir zuvor in einer Furt durchqueren mußten, und ich nutze den
Schatten eines großen Baumes, um der Mittagshitze zu entkommen.
Trinken und Essen tut seinen Rest dazu (das wußte ich schon immer),
damit wir mit neunen Kräften wieder starten können.
Zwischenstopp in dem kleinen
Dorf Juan de León an einer kleinen Pulperia (Tante Emma Laden).
Mitterlweile ist es 16:00 Uhr geworden. Wir beschließen hier irgendwo
zu nächtigen. Nach einigem hin und her bietet uns Marcos, der Betreiber
des Ladens, einen Platz neben seinem Haus an. Wir sind überrascht
über die Gastfreundschaft, die uns entgegen gebracht wird. Es geht
sogar soweit, daß wir nebenan bei Oma und Opa in der Küche
duschen können, und Kenya, die Frau von Marcos, für uns kocht.
Jetzt ist unser Spanisch gefragt. Wir unterhalten uns mit Händen
und Füßen, wie man so schön sagt. Kenya hat darin besonders
viel Geschick und somit klappt es ganz gut. Den ganzen Abend über
haben wir riesigen Spaß. Wir sind die Attraktion des Dorfes, jeder
Handgriff von uns wird genaustens beobachtet. Die Dorfbewohner geben sich
auch sehr viel Mühe, mit uns zu kommunizieren. Auf Nachfrage ("Otra
vez, por favor") wiederholen sie alles, oder versuchen es mit anderen
Worten zu sagen.
Am nächsten Tag geht unsere Reise weiter über Nicoya, Liberia
bis nach La Cruz, kurz vor die nicaraguanischen Grenze.
|
|